Helsingborg – Schweden im Kleinformat

 Island und Grönland – Reisebericht 11

Unsere Nordlandreise geht dem Ende zu. Letzter Hafen ist Helsingborg, die kleine schwedische Stadt, von der man als Reiseziel kaum hört. Hier können wir so ein wenig eine lange Reise ausklingen lassen. Einige Sehenswürdigkeiten verteilt über die Stadt. Aber insgesamt sind es die kleinen Entdeckungen, die dieses Städtchen ausmachen. Der Käseladen mit dem Profi-Pianisten im Verkauf. Ein nostalgisches Cafè, original ausgestattet mit Überbleibseln aus den 50er-Jahren, samt spielbarer Musicbox. Ein Chocolatier mit gewagten Kreationen. Ein Barber-Shop wie er nicht exklusiver sein könnte. Und so weiter.

Bei wunderbarem Wetter bringt uns der Shuttlebus in die Stadt. Unser Schiff liegt am Industriehafen, 7 km weit draußen, und weit und breit keine andere Transportmöglichkeit.

Wir kommen direkt bei Rathaus an, gehen durch ein paar kleine Straßen und entdecken eine Ecke weiter eine Kaffeerösterei. Ein leckerer Kaffee wäre jetzt nicht schlecht. Wir bestellen einen Expresso und einen Kaffee. Die Überraschung ist perfekt. Noch nie im Leben haben wir solch einen Kaffee gekostet. Ganz ehrlich, er schmeckte scheußlich. Leicht vergoren mit bitterem Abgang, kaum zu trinken.

Unser Spaziergang führt durch die Straßen bergauf zum Kränan. Der riesige mittelalterliche Turm, Baubeginn 1310, überragt die Stadt. Er ist der letzte Zeuge der großen Burganlage, die einstmals hier stand. Der Turm ist sage und schreibe 35 Meter hoch und hat 4,5 Meter dicke Mauern. Er hat sechs Geschosse und der Eingang liegt so hoch, dass er fast uneinnehmbar war. Heute führt eine lange Holztreppe zum Eingang. Um den Turm herum, auf dem alten Burggelände wurde um 1900 ein hübscher kleiner Stadtpark angelegt. Überhaupt ist die Stadt übersät mit Blumenkübeln, die herrliche Arrangements mit bunten Blüten enthalten. Sehr schön auch der Treppen-Abgang zur Stadt, der von Wasserspielen begleitet wird.

Wir gehen weiter Richtung Sankt-Marien-Kirche. Sie wurde zwischen 1300 und 1410 im gotischen Stil erbaut. Im Altarraum ein wunderschöner vergoldeter Flügelaltar von 1450. Die reich verzierte Renaissancekanzel zeigt üppig geschnitzte und bemalte Szenen aus dem Leben Jesu. Die wunderschönen Glasfenster stammen aus unterschiedlichen Epochen. Besonders auffallend, eine Szene mit ägyptischen Motiven und einer Abbildung der Sphinx.

Gleich nach der Kirche ein Lakritzladen. Alles aus und mit Lakritze, inklusive der Aufklärung, wie gesund Lakritze ist. Alle „Versucherle“ sind lecker.

Kurz danach eine italienische Kaffeebar mit leckeren Süßigkeiten und Eis. Endlich ein guter Kaffee. Danach entdecken wir einen Käseladen. Mitten drin steht ein offensichtlich noch vor kurzem gespieltes, geöffnetes Klavier. Lydia, schon lange nicht mehr Klavier gespielt, fragt trotzdem, ob man mal spielen darf. Man darf, hübsch aufgespielt und plötzlich Applaus von angelocktem Publikum. Es stellt sich heraus, dass der Käseladenbesitzer professionell Klavier spielt. Er lässt sich nicht lange bitten und haut in die Tasten.  Jazz und Ravel im Käseladen, besser geht es nicht!

Etwas weiter in der Fußgängerzone entdecken wir das Ebbas – ein sehr origineller Laden im Stil der 50er Jahre. Ob Mobiliar, Speisen, voll funktionierender Musikbox mit Singles oder eine alte Zapfsäule, alles original vorhanden, was einmal „in“ war.

In der Drottningatan 13 dann der erste Schokoladen, Chocolatte – leckere Pralinen und ein hervorragender Cappuccino. Die Kullagatan ist die Haupteinkaufsstraße der Stadt. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es hier nur schwedische Geschäfte und Angebote. Den Höhepunkt bildet am Ende der Straße das Traditionscafé Konditorei Fahlmans. Wer hier etwas von den Köstlichkeiten naschen möchte, muss anstehen.

Gleich gegenüber liegt der „Barber Shop“ für den gepflegten Mann. Rasierpinsel und alles Zubehör in toller Präsentation zu Höllenpreisen.

Um die Ecke dann unsere zweite Schokoladenentdeckung. Peter Beier, Chocolatier. Eine kleine Manufaktur, in der zwei Brüder herrliche Pralinenkompositionen herstellen und verkaufen. Die Kakaobohnen für die Schokoladenmasse kommen von einer eigenen Plantage in der Dominikanischen Republik. Unsere Lieblingspralinen: Salzige Lakritzkaramel in dunkler Schokolade und Johannisbeerschokotrüffel mit Walnuss.

Noch ein kurzer Spaziergang durch die Stadt. Dann heißt es Abschied nehmen von der kleinen freundlichen Stadt Helsingborg. Ab zum Shuttlebus und zurück auf die AIDAaura. Kurz vor dem Einstieg ins Schiff fotografieren wir noch einige Eisenbahnwaggons mit gepresstem bunten Altpapier – jeder Ballen ein kleines Kunstwerk, durch Zufall entstanden. Auf unserer Fahrt kommen wir am Abend noch an großen Offshore-Windkraftwerken und an der Öresundbrücke vorbei.

Das war nun der letzte Bericht von den Zielen unserer Nordland-Reise. Im nächsten Bericht wird es noch einige Anmerkungen, zum Teil auch ziemlich kritische, zur AIDAaura geben, dem Schiff, auf dem wir dann insgesamt drei Wochen lang unterwegs waren.

Bis dahin beste Grüße

Lydia Häufele und Bernd Jans

(#Schweden, #Helsingborg, #Nordsee)

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Total cool, wer hat je ein klassisches Konzert von einem Konzertpianisten in einem Käseladen erlebt? – Ich natürlich. PS: Ich habe vorher etwas herugeklimpert, was mir nachher sehr peinlich war.

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  2. annyschi sagt:

    Was für eine schöne Reise! Danke, dass ihr uns mitgenommen habt.

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    1. Hallo Anny,
      super, danke für die nette Rückmeldung.
      Wenn alles klappt, kommt morgen noch ein Bericht zum Schiff – der wird ganz anders, mit ganz vielen unterhaltsamen Anmerkungen.
      Liebe Grüße
      Bernd

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