Flusskreuzfahrt auf der Donau, Bericht 4
Vor uns ragt der Turm der Matthiaskirche in den Himmel. Der Kontrast von weiß schimmerndem Gestein kombiniert mit den bunten Dachziegeln des Turmes und des Kirchenschiffes zum tiefblauen Himmel ist jetzt bei strahlender Mittagssonne beeindruckend.

Wir sind weiter in Budapest unterwegs, noch ein Weilchen hier oben auf dem Burgberg verweilen, und werden dann auf Entdeckungstour auf die andere Seite der Donau gehen.
Wenn man oben auf dem Burgberg einen Spaziergang gemacht hat, gehört eine Pause in der Traditions-Konditorei Ruszwurm zu einem „Muss“. Seit 1827 ist sie in einer kleinen Seitenstraße bei der Matthiaskirche ansässig; das Gebäude und zum Teil sogar die Einrichtung stammen noch aus dieser Zeit.





Noch wichtiger sind die Spezialitäten des Hauses, der Cremekuchen und der Doboskuchen – der eine ist eigentlich eine dicke weiße Creme zwischen zwei dünnen Teigschichten, der andere ein Schichtkuchen mit ganz viel Schokolade zwischendrin.




Beides schmeckt uns lecker, zusammen mit einer Tasse Kaffee. Wir hatten nämlich das Glück, das nicht vielen gegönnt ist – wir konnten ein kleines freies Tischchen „erobern“. In den Vitrinen dürfen natürlich Auslagen mit dem berühmten ungarischen Porzellan aus Herend nicht fehlen – und in den Straßen rundum Geschäfte mit all dem an Schnick-Schnack und Kunsthandwerk-Souvenirs, die als touristische Mitbringsel anscheinend unabdingbar sind.


Auf dem Weg hinunter vom Burgberg kommen wir am Dísz Platz noch am Houdini-Museum vorbei, eine Ausstellung über einen der größten „Illusionisten“, Harry Houdini. Zu sehen sind unter anderem die Handschellen und die Schlüssel, die dem ungarischen Entfesselungskünstler gehörten, alte Werbeplakate für seine Shows und Requisiten aus Filmen. Wer möchte, kann sich noch eine „Illusions-Show“ ansehen, bei der junge Künstler ihre neuesten Ideen präsentieren.







Wieder unten in der Stadt, im Stadtteil Pest, gehen wir in die große Synagoge, ein eindrücklicher Besuch in einem ungewöhnlichen Bauwerk im maurischen Stil, aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Diese Synagoge, die größte in Europa, gar die zweitgrößte weltweit, versteht sich auch als Symbol der Toleranz. Andächtige Stimmung herrscht im Innenraum. Für die erforderliche Kopfbedeckung liegen im Eingangsbereich Kippot bereit. Nachdenklich machend, eher gar bedrückend, wirkt sie zusammen mit dem daneben liegenden parkähnlichen jüdischen Friedhof mit Gedenktafeln und Mahnmal. Einige interessante Einblicke bietet eine Fotoausstellung über jüdisches Leben in Budapest im Gewölbe.

Gleich neben der Synagoge entdecken wir einige jüdische Restaurants. Schade, dass wir an diesem Abend nicht noch einmal ausgiebig Zeit für Budapest haben; da wären wir doch gerne noch traditionell jüdisch essen gegangen.
Noch mehr bedauern wir unsere zwar relativ späte, aber für das Nachtleben doch viel zu frühe Abfahrt, als wir nach nur ein paar hundert weiteren Metern durch die kleinen Nebenstraßen ein richtig hippes Stadtgebiet entdecken.


















Unglaublich, diese Ansammlung und Vielfalt bunter, stylischer Cafès, Bars, Kneipen und Restaurants, mit jungen Leuten, die dort beschäftigt sind und alles für einen locker-betriebsamen Abend vorbereiten, mit ersten Gästen, die sich schon eingefunden haben. Noch nie haben wir eine so junge Szene, schon vom optischen her, entdeckt.




Natürlich genehmigen wir uns unterwegs noch einen Làngosh, so einen typischen schmalzgebackenen Fladen, mit Sauerrahm und viel Knoblauch, wie es sich so gehört. Lecker. Budapest begeistert immer mehr.


Ein Spaziergang durch Budapest muss eigentlich zwangsläufig auch am traditionsreichen Café New York vorbei führen, und unverzichtbar ist es, wenigstens einige Schritte hinein zu machen.

Unversehens steht man in einem prunkvollen Saal, der mehr den Eindruck einer üppig ausgestatteten barocken Kirche vermittelt, mit Seitenschiffen, sogar auf mehreren Ebenen.


Erbaut wurde das Gebäude Ende des 19. Jahrunderts von der New York Life Insurance Company. Eröffnet wurde das Café 1894; es war über Jahrzehnte beliebter Budapester Intellektuellen- und Literatentreff. Wir schlendern durch das Café, und versuchen dann, noch möglichst viel vom angrenzenden, ebenso ausgestatteten Luxushotel zu sehen, was leider nur bedingt gelingt.

In Richtung Schiff geht es streckenweise noch durch richtig alte Altstadt.


Immer wieder ist mal eine Gelegenheit, in einen der hinteren Höfe hineinzuschauen, in denen oft doch noch recht einfach gelebt wird.


Und immer wieder ist mal ein besonders stylisches, mal ein skurriles Restaurant oder Café zu entdecken.

Irgendwo an einer Straßenecke entdecken wir einen Spielplatz – auf nicht all zu großer Fläche, aber diese ist so täuschend echt durch Bemalung der umliegenden Wände vergrößert, dass man erst auf den zweiten Blick sieht, wo Natur und gemalte Natur ineinander übergehen.

Gleich beim Schiff ist die Markthalle. Wir kommen auf unserem Rückweg direkt daran vorbei und beschließen, an einem der Marktstände noch ein paar der Dinge zu probieren, die da so verführerisch in der Auslage liegen und duften.




Eigentlich wäre jetzt noch die Zeit, in der man eine der sogenannten Ruin Bars ansteuern könnte, die es in alten mehr oder weniger zerfallenen Häusern gibt, die recht alternativ ausgestattet und betrieben werden. Wir könnten uns zum Beispiel zu denjenigen gesellen, die zur Szimpla Kertmozi pilgern, die als erste Ruin Bar der Stadt Kultstatus erlangt hat, oder eine der anderen ansteuern, von denen es ja ziemlich viele im Altstadtviertel von Pest gibt. Aber bei uns wird die Zeit schon eng – die Abfahrt aus Budapest steht in Kürze an.



Unsere Flusskreuzfahrt donauabwärts ist schon beendet. In Budapest wendet unser Schiff – es geht wieder donauaufwärts in Richtung Passau. Noch einmal kommen wir vorbei an all den Sehenswürdigkeiten, am Bálna Budapest, dem Budapester Walfisch, am Gellertbad, an der Friedensbrücke, prominent hervorstechend natürlich wieder das Parlament – das wir bei unserem nächsten Besuch auch von Innen sehen möchten.


Unser nächster Halt wird in der Slowakei sein, in Bratislava. Dafür geht es jetzt auf lange Strecke auf der Donau. Nach Bratislava sind es etwa 220 Kilometer.
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