Eine Europa-Reise mit der MS Hamburg
Start am Abend von Triest. Sturm und Regen verhindern die Weiterfahrt nach Šibenik, Hvar und Korčula. Alternativprogramm – ausweichen in die ziemlich im Land liegende, auch von Inseln geschützte Bucht von Rijeka. Sonnenschein begrüßt uns zwar nicht, aber zumindest regnet es nicht immer und nicht in Strömen.

Schon im Hafen von Triest lagen neben den Fischerbooten die edelsten Yachten, bei der Hafenausfahrt begegnete uns ein ganz futuristisches Modell, und im Hafen von Rijeka sind es die edelsten Yachten, die zu sehen sind, aber das sind nur Kleinstmodelle im Vergleich zu der stylischen Edelyacht, die hier an derselben Pier liegt wie wir.


Es ist eine der weltweit größten privaten Yachten, die Al Mirqab, fast so groß wie unser Kreuzfahrtschiff – gemunkelt wird, dass das Schiff dem Emir von Katar gehört, aber etwas genaues ist nicht bekannt, da es anscheinend von einer „Briefkastenfirma“ betrieben wird.


Infos über Rijeka haben wir nur im Schnellverfahren gesammelt; die Stadt stand ja nicht im „Fahrplan“. Große Sehenswürdigkeiten soll es nicht geben. Der Markt soll noch sehr traditionell sein; viele Fischer und Landwirte aus der Umgebung sollen hier ihre Produkte anbieten. Somit geht es auf einen Spaziergang vom Hafen in die Stadt, zum Markt – um ein wenig davon zu schnuppern, was das Alltagsleben in Rijeka so ausmacht. Bauernmarkt und Fischmarkt sind angesagt.

Hier gibt es noch die alte Fischhalle, in der alles verkauft wird, was das Meer so bietet und was die Fischer morgens so mitbringen. Die Verkaufstheken sind gefüllt. Einige wenige Fischer sind noch am Anliefern.

In der alten Markthalle hat man bei einem Rundgang auf der oberen Etage einen hervorragenden Blick auf das Geschehen – wie ausgewählt wird, wer welche Fische oder Krustentiere fertig putzen und herrichten lässt, wie alles in Tüten verschwindet und bezahlt wird.



Es sind fast ausschließlich Frauen, die verkaufen; anscheinend gilt hier noch die alte Arbeitsteilung, Männer auf See, Frauen im Verkauf.

Erst auf den zweiten Blick gerät mehr das Bauwerk in den Blick, die Architektur der Halle mit den zwei Ebenen und mit Seitengängen, gebaut fast wie ein Kirchenschiff, verziert mit Säulen und mit Stuckbändern rund um das Thema Fischerei.






Vor der Halle ist der Bauernmarkt – ein Markt, wie man sich das vorstellt, und bei dem man ernsthaft ein wenig neidisch wird. Bei uns ist so etwas einfach kaum mehr zu finden. Gemüse, Salate, Kräuter, eben alles, was die Jahreszeit so hergibt, frisch vom Feld oder aus dem Gemüsegarten. Eine unglaubliche Auswahl an Gartenkräutern, eine Vielzahl verschiedener Salate, und zwar nicht nur die Standard-Zuchtsorten. Wilder Spargel, wilder Fenchel. Zucchinis verschiedener Farben und Größen, mit und ohne Blüte.

Dicke Wassergurken und dünne Schlangengurken. Spinat, Mangold, Möhrchen, rote und gelbe Beete, alle möglichen großen und kleinen und bunten Rübchen, Radieschen, Knoblauch, Variationen von Frühlingszwiebeln, und so weiter. Zitronen sind auch fast überall zu sehen, die gibt es ja eigentlich immer; Orangen sind seltener. Die ersten Erdbeeren sind da. An einigen Ständen gibt es getrocknete Feigen oder auch Walnüsse und Haselnüsse.





Eine Seitenstraße weiter ist ein Blumenmarkt – eher eine Blumenstraße, und in der Halle nebenan der Fleischmarkt mit einem Angebot, bei dem man weiter schwärmen könnte.



Eigentlich würde man am liebsten einen Großeinkauf machen. Aber was tun damit, schließlich darf man nichts aufs Schiff mitbringen und ist auf diesem eigentlich rundum versorgt. So ein Kreuzfahrtprogramm lässt nur kleinere Zukäufe zu, für Essen und Probieren unterwegs, und das Essen auf dem Schiff lässt man dann eben mal ausfallen. Die einzige Möglichkeit, wenn man „regional“ probieren möchte … Die Zeit, in der Kreuzfahrtanbieter auf lokale Produkte „frisch auf den Tisch“ zugriffen, ist ja längst überall vorbei. Also Mini-Einkauf, ein Stück luftgetrocknete Salami, ein kleiner Brocken Ziegenkäse, eine Schale Erdbeeren, eine handvoll Walnüsse und eine kleine Tüte getrocknete Mini-Feigen.




Die Innenstadt von Rijeka ist ziemlich überschaubar, wird durchzogen von einem Fußgängerbereich, immer mal wieder prägend einige ältere Gebäude. Wäre hier nicht für uns überraschend noch einmal Markt, würden wir wahrscheinlich spazieren gehen in einer Fußgängerzone, wie es viele so gibt.



Aber überall stehen Marktstände, mit lokalen Produkten, nicht nur Lebensmitteln, so wie es der Beschilderung nach aussieht eine Initiative eines Ministeriums. Wiederum unglaublich, was man hier noch alles kaufen könnte. Honig, Wurst und Schinken oder Käse direkt von verschiedenen Bauernhöfen, Gebäck und Brote, Säfte und Öle, Trockenkräuter, Gewürze, Blumen, Körbe, Keramik, Schmuck, Deko und so weiter.



Mittlerweile ist die dunkle Wolkendecke verschwunden. Wir haben inzwischen strahlend blauen Himmel und Sonnenschein, so dass man gerne auf weitere Erkundungen geht. Ziemlich oben auf einem der Hügel der Innenstadt dominiert ein monumentales Bauwerk, die Kathedrale des Heiligen Vitus.

Der Bau dieser Barockkirche, ein Rundbau, wie man ihn selten zu sehen bekommt, wurde im frühen 17. Jahrhundert begonnen und zog sich über ein Jahrhundert hin, bis der jetzt sichtbare Stand erreicht war; verschiedene Bereiche sind heute noch nicht fertiggestellt.

Der Grund: Die erforderlichen finanziellen Mittel konnten anscheinend schon von Beginn an in der Region nicht aufgebracht werden. Beeindruckend zeigt sich der Innenraum, der sich in den Rundbau als prächtiges, in sich stimmiges Gesamtkunstwerk einfügt.

Nach diesem kurzen Rundgang ist, so merkwürdig das klingen mag, unsere Aufenthaltszeit in Rijeka schon vorbei. Wir können es kaum glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist. Wir gehen zurück zum Schiff, über uns blauer Himmel, und können es gar nicht glauben, dass wir gleich hinaus fahren werden in den Sturm.



Bei der Ausfahrt aus Rijeka sehen wir vom Schiff aus, dass wir trotz unseres „Markt-Programms“ die alte Innenstadt von Rijeka doch ziemlich durchschritten haben, und die Stadtsilhouette, jetzt nicht mehr wolkenverhangen, vor allem durch eine recht unansehnliche Hochhausbebauung bestimmt wird.


Draußen würde uns, so die Durchsage von der Brücke, Windstärke 7 und Wellenhöhe 2 Meter erwarten – und es würde ohne Zwischenstation gleich bis nach Montenegro, nach Kotor gehen. Auf den Fluren werden bereits die Tüten verteilt. Die Nacht bringt heftiges Schaukeln und Rollen und Wellenschläge an den Bug, die sich anhören, als würde Schiff in voller Fahrt an eine Wand gefahren. Diejenigen, die ganz vorne wohnen, sind in dieser Nacht auf Flug-Schiffs-Reise, rauf und runter. Kein Wunder – am nächsten Morgen kam von der Brücke die Info, dass die Windstärke bis auf 10 hochgegangen wäre, die Wellen deutlich höher, bis zu 10 Meter; für Windstärke 10 nennt die Beaufort-Skala durchschnittlich 5,5 Meter.
Tipps für alle, die sich weiter informieren wollen:
– Kathedrale St. Vitus in Rijeka
– Markthalle Rijeka
– Informationen über Rijeka
– Informationen zum Thema Kreuzfahrten: FT-Freizeit und Touristik GmbH