Syrakus – Tempel, Kirchen, Alltagsleben

Eine Europa-Reise mit der MS Hamburg

Syrakus. Wir sind hier am Ostersonntag, in der Stadt, die so vieles zusammenführt, was Sizilien ausmacht. Römische Bauwerke und Ruinen, mittelalterliche Gassen und kleine Plätze, barocke Prachtbauten, Uferpromenaden und Parkanlagen, quirliges Alltagsleben.

Schönstes Wetter haben wir in Syrakus, freuen uns auf die Stadt. Und trotzdem haben wir zunächst einmal nicht gerade gute Laue, aber nur wegen derjenigen, die die Liegezeiten des Schiffes, mit dem wir unterwegs sind, geplant haben – wir kommen wieder einmal dann an, wenn die Osterfeierlichkeiten in den Kirchen und Straßen gerade vorbei sind.

Der kurze Weg vom Hafen in die Innenstadt führt uns durch feiertäglich hochbelebte Straßen.

Vorbei geht es an Ruinen aus der Griechen- und Römerzeit. Gleich auf dem Weg in die Stadt kommen wir an den Ruinen eines griechischen Tempels vorbei, dem Tempio di Apollo. Wir entscheiden uns, die doch sehr belebten Straßen so lange wie möglich zu verlassen, auf etwas ruhigere Seitengassen auszuweichen, die ein wenig mehr den Alltag ausstrahlen.

Nach den großen Ostergottesdiensten, die ja gerade in einer Stadt wie Syrakus hohe Bedeutung haben, füllen sich drinnen und draußen die Restaurants. An der ersten Kirche, an der wir vorbeikommen, verabschiedet gerade noch ein Priester die Gläubigen.

Es geht vorbei an offenen Küchenfenstern, durch die man einen schnellen Blick auf enge Räumlichkeiten mit sehr rustikaler Ausstattung und einfache Kochstellen erhaschen kann, und wo doch immer leckere Gerichte gezaubert werden. Die Wäscheleinen an Fenstern oder über die Straße hängend sind auch heute am Sonntag mit Wäsche bestückt. Unübersehbar sind an Hauswänden und Hausecken die kleinen Altarnischen.

Immer wieder gibt es zwischen den engen Gassen idyllische Plätzchen, gemütlich und manchmal mit fast skurril zu nennenden Arrangements, kombiniert aus Sitzgelegenheiten, Blumen, Heiligenfiguren, Puppen, Straßenkunst und anderem.

Hat man eine Gelegenheit, in einen der Innenhöfe zu kommen und dort womöglich bis auf die Dachterrassenebene zu steigen, gibt es einen herrlichen Blick über Dachlandschaften und in die Höfe hinein.

Gefunden – das erste Granita de Limone, in der kleinen eher unscheinbaren Graniteria CCÀ e DDÀ in irgendeiner der Gassen. Zufall. Aber so ziemlich das beste Granita, das wir je gegessen haben. Eiskalt, die Eismasse. Einfach lecker. Gut gerührt, fein kristallig, überhaupt nicht klumpend. Ganz viel Limone, ganz wenig Zucker, natürlich ziemlich heftig im Geschmack. Manche würden das als sauer bezeichnen, richtigerweise ist es fruchtig, so wie Limone eben so ist. Und dazu gibt es ein locker-leckeres Brioche col tuppo.

Irgendwie hat man in Syrakus den Eindruck, an so ziemlich jeder zweiten Straßenecke „über eine Kirche zu stolpern“. Auf dem Weg in Richtung Dom sind es bereits einige, manche prächtig gerichtet, andere eher einfach, viele auch einfach Kirchenruinen, die Fenster und Eingänge mit Brettern verschlossen, Gras und kleine Bäumchen auf Gesimsen und Dach.

Je näher es in Richtung Stadtmitte geht, desto größer werden die Plätze mit ihren aufwendigen Brunnen und Wasserspielen, wie zum Beispiel wie an der Piazza Archimede die Fontana di Diana, und um so prunkvoller die Gebäude.

Die Straßen sind nicht nur gesäumt mit Restaurants und Straßencafés, sondern auch mit kleinen Galerien und Geschäfte mit all dem, was Touristen anscheinend gerne aus Sizilien mitnehmen und die Sizilianer als Traditionskunst anbieten – Porzellanwaren, Dekokunst und Andenken, Heiligenfiguren, manchmal als ganze Prozessionsszenen ausgeführt, Stoffe, Prints und Postkarten.

Bei den Künstlern sind es Schöpfungen aus Ton, Gemälde, Collagen oder Stoffen, die zu sehen sind; einer der interessanteren geht zum Beispiel daran, historische Vorlagen zu verfremden.

Andere zeigen durchaus kreative Schöpfungen, als Gemälde, Skulpturen, manchmal auch so etwas wie skurrile Gartenkunst.

Überall zu sehen sind zwei immer majestätisch ausgeformte Köpfe, Frau und Mann, Deko, manchmal als Blumentöpfe, häufiger als Wandanhänger. Es sind die typischen „Teste di Moro“, traditionelle Keramikköpfe – rückzuführen auf eine ziemlich blutrünstige Legende aus der Zeit der Mauren. Im 11. Jahrhundert soll sich ein maurischer Kaufmann in eine Sizilianerin verliebt haben, sie wurden ein Paar, bis sie entdeckte, dass er bereits eine Familie in seiner Heimat hatte. Aus Wut und Eifersucht soll sie ihn in der Nacht enthauptet und aus seinem Kopf einen Blumentopf gemacht haben, den sie auf ihren Balkon stellte. Die Pflanze blühte prächtig – und die Nachbarn begannen, ähnliche Töpfe zu fertigen. Leider informiert die Legende nicht darüber, ob diese auch aus Männerköpfen angefertigt wurden …

Nähert man sich der Kathedrale von einer Seitenstraße her, ist man überrascht von den wuchtigen Säulen und dem massiven Mauerwerk. Wir sind angekommen bei einem Bauwerk mit langer Geschichte und religiöser Umnutzung, dem Tempel der Athene, entstanden im 5. Jahrhundert v. Chr., und im 7. Jahrhundert n. Chr. zur christlichen Basilika umgestaltet, die heutige Kathedrale.

Die Grundstruktur des alten Tempels ist noch sehr gut erkennbar. Zwischen die Säulen wurden Mauern eingezogen, so dass ein Kirchenraum mit Seitenschiffen entstand. Nach Zerstörungen bei Erdbeben im 16. und 17. Jahrhundert hielt der heute vor allem an der Fassade noch dominierende Barock Einzug – die Kirche wurde bis ins 18. Jahrhundert hinein umgestaltet.

Interessant ist nachzulesen, dass der übermäßig eingebrachte Barock zu Beginn des 20. Jahrhunderts so weit entfernt wurde, dass die ursprünglichen Strukturen des Tempels wieder hervortraten. Wir waren sehr angetan von der eindrucksvollen, ruhigen und klaren Gestaltung von all dessen, was vom Tempel sichtbar ist. Fast fehl am Platze wirken die barocken Relikte und vor allem das fast schon schwülstig zu nennende barocke Eingangsportal, das trotz der sehr großen Gebäude rundum den davor liegenden Platz beherrscht.

Eben noch durch enge mittelalterliche Gassen spaziert, griechische und römische Ruinen und Bauwerke besichtigt, durch prächtige Kirchen und Kathedralen gegangen, sich durch bunt-quirliges Getummel geschlängelt, geht es jetzt weiter, um etwas abseits der großen Wege ein paar Kleinigkeiten zu essen. Entdeckt haben wir die Taverna Sveva, ziemlich am Ende der Landzunge gelegen, den Besuchern nach anscheinend auch bei den Einheimischen ziemlich beliebt – entschieden haben wir uns für marinierten Thunfisch und Pulpo.

Wie schmal die Landzunge von Syrakus ist, zeigt sich, als wir ganz plötzlich wieder am Meer angelangt sind, am Stadtstrand, auch jetzt schon im April gut besucht.

Wenige Straßen weiter schon wieder kleine Gassen und Hinterhöfe. Nach wenigen Metern dann wieder angekommen an der Promenade, dort, wo sich unzählige Menschen geradezu durch die Straßen schieben, vor Restaurants warten, bis ein Platz frei wird, lange anstehen, um ein Eis zu bekommen.

Dort, wo sich die meisten Promenadenrestaurants befinden, da ist auch der Fonte Aretusa, die berühmte Süßwasserquelle direkt am Meer, mit den Papyruspflanzen.

Das neben der Kathedrale so ziemlich wichtigste Foto-Motiv der Stadt ist nicht einfach nur ein schönes Plätzchen, ein Ort, der einmal der Wasserversorgung der Stadt diente – seine besondere Ausstrahlung verdankt er seiner Verwurzelung in der griechischen Mythologie.

Der Flussgott Alpheios verliebte sich in Aretusa, eine Nymphe aus dem Jagd-Gefolge der Göttin Artemis; Aretusa floh nach Sizilien, und die Göttin Artemis half ihr, indem sie sie in eine Quelle verwandelte – die Fonte Aretusa.

Wie so viele andere machen auch wir ein paar Bilder, steuern aber gleich weiter, in die andere Richtung, die interessanterweise fast menschenleer ist, auf einer ruhigen Straße direkt am Ufer entlang. Zur Stadtseite hin stehen Prachtbauten, darunter einige Hotels; zum Ufer hin liegt ein Park mit geradezu bombastisch großen Ficusbäumen. Wie groß diese Bäume sind, wird auf dem Foto erst erkennbar, wenn rechts zwischen den Blättern die Personen entdeckt werden, die auf dem Weg stehen.

Eines der besten Hotels am Platze, das Grand Hotel Des Ètrangers, zählt zu den Leading Hotels of the World. Wir beschließen, dem allgemeinen Trubel in den Cafès zu entgehen und hier einen Kaffee zu trinken – und zugleich die Gelegenheit zu nutzen, ein wenig das Hotel anzuschauen, vor allem weil es damit wirbt, eine Dachterrasse mit schönster Aussicht auf Syrakus zu haben.

Im Foyer werden wir freundlich begrüßt; wir könnten uns gerne umschauen und hochfahren zur Dachterrasse im sechsten Stockwerk. Dort sind wir die einzigen Gäste, trinken einen sehr guten Cappuccino, bekommen natürlich auch eine Keks-Auswahl serviert. Und vor allem genießen wir eine herrliche Aussicht rundum über die Stadt, den Hafen und die Uferpromenade.

Angenehmer kann eine kleine Pause gar nicht sein. Gezahlt wird natürlich mit Kreditkarte; der Ober nimmt diese mit, gibt sie anschließend zurück; Beleg gibt’s keinen – wir sind schließlich in einem der Leading Hotels of the World. So ein wenig rätseln wir schon, was wohl auf der Kreditkartenabrechnung erscheinen wird – und sind mehr als überrascht, denn es ist in etwa derselbe Preis, den wir auch irgendwo in einem der Cafés bezahlt hätten.

Leider ist unsere Zeit in der Stadt ziemlich begrenzt – man ist schon wieder auf dem Rückweg und denkt darüber nach, was wohl sonst noch so alles zu entdecken wäre. Aber im Schnellverfahren geht es jetzt noch durch ein paar kleine Straßen, eine davon voller Bäckereien, die Cannoli herstellen, die kleinen knusprig frittierten Teigröllchen, die traditionell mit einer süßen Ricotta-Creme gefüllt sind, lecker solange sie richtig frisch sind, leider oft etwas abgelagert, und dann mehr klebrig-matschig. In einer anderen Straße werden fast ausschließlich Kekse und Süßigkeiten hergestellt und verkauft. Eine Ecke weiter sind es die Arancino, die mit Hackfleisch, Tomaten, Erbsen, Schinken oder Käse gefüllten Reisbollen in Tropfenform, die an einer der Türen in Riesengröße beworben werden, und für die dasselbe gilt wie für die Cannoli – wirklich lecker sind sie dann, wenn sie frisch gebacken sind.

Dann ist da so etwas wie ein „Fressgässchen“ voller kleiner Restaurants, mit Fischen und Meeresfrüchten in den Auslagen und Hummern im Aquarium, voll mit Menschen, die irgendetwas Leckeres auf dem Teller haben. Etwas weiter kommt man an einem kleinen Puppentheater vorbei, mit der Puppenwerkstatt nebenan. Die Innenhöfe, in die man hineinkommt, zeigen sich zum einen auf Hochglanz, zum anderen fast verfallen und doch rundherum bewohnt. Entlang der schmalen Straßen fallen immer wieder griechische oder römische Säulen auf, die irgendwie in Hauswände integriert sind oder bei Portalen mitbenutzt wurden. Und vieles mehr.

Wir sind irgendwann einmal einfach schlapp von all den Wegen und dem Schauen. Abgesehen wird es langsam höchste Zeit, zum Schiff zurückzukehren – bald ist Abfahrt angesagt. Wir entscheiden uns für ein Ape calessio, der italienischen Version eines Tuk Tuks, und lassen uns bei höllischer Fahrt über holperige Straßen von einem netten Fahrer zurück zum Schiff bringen.

Und bei der Ausfahrt aus dem Hafen hat man schließlich noch einen schönen Gesamteindruck, von all dem, was in Syrakus zu entdecken war.

Tipps für alle, die sich weiter informieren wollen:
– Touristische Infos Syrakus
– Informationen zur Kathedrale; hier gibt es auch einen virtuellen Rundgang
– Hier gibt es das so ziemlich beste Granita – Graniteria CCÀ e DDÀ, Via Dione 24, 96100 Syrakus
– Gut essen, etwas abseits gelegen, kann man in der Taverna Sveva, Piazza Federico di Svevia, 1, 96100 Syrakus
– Stilvoll Kaffee trinken und herrliche Aussicht über Syrakus im Grand Hotel Des Ètrangers
Teatro dei Pupi Alfeo, die Marionettenbühne
– Informationen zum Thema Kreuzfahrten: FT-Freizeit und Touristik GmbH

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