Eine Europa-Reise mit der MS Hamburg
Früh angekommen im Kreuzfahrthafen von Dubrovnik, in der schmalen Bucht zwischen der Halbinsel Lapad und dem Festland. Die Altstadt von Dubrovnik liegt auf der anderen Seite der Halbinsel, etwa vier Kilometer entfernt – somit ist also eine Entscheidung für einen längeren Spaziergang entlang der Hauptstraße oder eine Fahrt mit einem Linienbus oder Shuttlebus erforderlich .

Es war einmal, dass Kreuzfahrtschiffe vor dem alten Hafen vor Anker gingen, mit herrlicher Aussicht auf die Stadt, und dann getendert wurde, und vom alten Hafen ging es dann direkt in die Stadt hinein oder hinauf auf die Stadtmauern. So etwas kann man nur noch in der Hochsaison erleben, wenn der neue Anleger auf der der Stadt abgewandten Seite der Halbinsel Lapad überbelegt ist, sogar mit großen Schiffen.

Wir sind außerhalb der Saison, legen dort draußen an – überraschend mit so einem kleinen Schiff wie der MS Hamburg. Mit dem Transferbus in die Stadt hinein können wir uns nicht anfreunden, und so geht es los, zu Fuß, entlang des Hafens, vorbei an interessanten, aber doch in die Jahre gekommenen Gebäuden, kleinen Gassen und Hinterhöfen, die MS Hamburg immer einmal wieder leicht versteckt zwischen Schrott und Baustoffhandel zu sehen.



In den Gärten blühen die Zitronenbäume, tragen zugleich ihre intensiv gelben Früchte, füllen die ganze Umgebung mit ihrem Duft. Die ersten Mispeln fangen an zu reifen. Eher merkwürdig kontrastieren dazu die wuscheligen Fruchtstände einiger hoher Paternosterbäume.

Noch sind wir unentschlossen, was wir an diesem Tag tun sollen. Eigentlich haben wir wenig Lust darauf, uns mitten hinein in den Touristenrummel von Dubrovnik zu stürzen. Trotzdem – sobald wie möglich waren wir herunter vom Schiff. Noch ohne Idee, aber auf dem Weg in Richtung Altstadt.




In Dubrovnik war wir schon öfters unterwegs. So richtig begeistert waren wir von dieser Stadt vor allem vor dem Balkankrieg in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Da hat diese Stadt noch richtig gelebt, da spielte sich hier noch das Alltagsleben ab, in den Straßen zwar auch schon die unvermeidlichen Souvenirläden, aber vor allem Bäckereien, Konditoreien, Metzgereien, kleine Ladengeschäfte, Restaurants und Cafés, die sich nicht (nur) auf den Tourismusbedarf ausgerichtet hatten.



Unser erster Aufenthalt einige Jahre nach dem Krieg zeigte noch eine ziemlich zerstörte Stadt, und später freute man sich über den Wiederaufbau, bedauerte aber zugleich, dass vom alten Stadtleben fast nur noch die Mauern übrig blieben, die zentrale Prachtstraße Stradun, Fassaden, die Gassen, die Stadtmauer – aber alles andere verschwand, zugunsten dessen, was der Massentourismus benötigt. Oder es wurde für diesen tauglich hergerichtet und häufig mit „Zahlstellen“ ausgestattet, wie Kirchen, das Franziskanerkloster oder der Weg auf der Stadtmauer.

Bei unserem noch ziellosen Spaziergang entlang der Uferstraße kommen wir irgendwo an einer kleinen Bäckerei vorbei, in der gerade noch heiße, soeben frisch frittierte Teigbällchen zu kaufen sind – lecker, aber zu schnell gegessen erstickt man fast dran. Dann, nur ein paar hundert Meter weiter, ein altes Dominikanerkloster, und nicht weit davon ein Autoverleih.


Und dann steht der Entschluss. Wir mieten ein Auto, und es geht einfach auf eine „Fahrt ins Blaue“, entlang der Küste und hinauf in die Karstberge.





Die Küstenstraße, die sich um die Buchten windet, hat sich längst zu einer Schnellstraße entwickelt, auf der es „vorwärts kommen“ heißt – alle, die langsamer fahren und Landschaftseindrücke sammeln wollen wie wir, sind eher ein Verkehrshindernis. Wir biegen somit sobald wie möglich auf eine kleine Landstraße ab, die ins Landesinnere führt. Eine richtige Entscheidung.

Je höher wir in der Berglandschaft kommen, desto besser wird die Aussicht auf die Küste und die davorliegende Inselwelt. Beim Blick hinunter rätseln wir etwas, welches wohl die Inseln Kolocep und Lopud sind, auf denen wir bei einem früheren Aufenthalt einmal waren. Bei langsamer Fahrt genießen wir die Landschaft, den herrlichen Ausblick auf all das, was die Natur um uns herum bietet.

Je höher wir kommen, desto mehr Inseln sind zu sehen, grüne Flecken und Hügel, manchmal bebaut. All die Inseln haben eine helle Umrandung, den vom Meer ausgewaschenen Kalkstein. Um uns herum zeigt sich einfach ziemlich ursprüngliche Natur, wie eben im beginnenden Frühling.

Unterschiedlichstes hellgrün der Bäume, die noch kargen weißlichen, verwundenen Stämme und Äste der Feigen mit ersten Blättern dran, einige Zitrusbäume, blühende Obstbäume, manchmal vereinzelt, dann wieder in Gruppen die Zypressen, so dass manche Flecken anmuten wie Gegenden in der Toskana.





Blühende Bäume und Büsche überall. Immer wieder machen wir einen Halt, nicht nur um die Aussicht zu genießen, sondern auch ein paar Schritte zu gehen. Irgendwie ist man dabei vorsichtig aus Sorge, man könnte zu viel vom Blumenteppich zerstören, mit den vielfältigen kleinen Blümchen, die allenthalben den kargen Boden bedecken.








Inzwischen bewegen wir uns längst abseits der gut ausgebauten Straßen, hinauf in die Berglandschaft. Irgendwann sind wir auf holperigen Pisten gelandet, oft nur Schotterwege, mit denen die Gehöfte und kleinen Ortschaften im bergigen Gelände verbunden sind. Manche der Straßen mutet an wie eine Strecke ins Nirgendwo, mancher Weg endet dort, wo man mit dem Pkw nicht weiterfahren sollte.


In die Landschaft eingebettet sind überall die kleine Gehöfte oder Dörfer zu sehen, kleine Siedlungen, die sich in einer Senke befinden oder an einen Berghang anschmiegen, mit massiven Natursteinbauten, umrahmt von kleinen Feldern und Hainen, alles idyllisch anzusehen, so wie es eben das Auge erfreut.

Eigentlich weiß man, wie beschwerlich die Arbeit für die dort lebenden Menschen sein muss, und man selbst ein wenig die Vergangenheit samt dem, was da zu sehen ist, verklärt – oder vielleicht auch heimlich diejenigen bewundert, die es schaffen und sich sogar daran erfreuen, so (noch) leben zu können.





Fast ziellos geht es über die Karstberge. Beeindruckend immer wieder, wie der helle und oft bizarr ausgewaschene Kalkstein kontrastiert mit dem vielfältigen Grüntönen von Gräsern, Büschen und Bäumen. Mal taucht ein Gehöft auf, dann hört man das Meckern von Schafen, und man erkennt die Stallungen kaum im ziemlich einheitlichen Grau der Steinwelt, dann kommt man an den Ruinen eines aufgelassenen Hofes vorbei.



Weit weg von Dubrovnik ist man auf den Pisten, die wir fahren, eigentlich nie – eher stellt man sich manchmal die Frage, ob man auf dem Weg ins Nirgendwo ist, auf einer Straße, die irgendwann einmal nicht mehr befahrbar ist. Und doch befinden wir uns bereits wieder in etwa in Richtung Hafen. Immer ist der Blick schon wieder frei auf die Küste, in der Ferne manchmal auch Dubrovnik zu erkennen.

Auf dem Rückweg zum Schiff gönnen wir uns einen kleinen Umweg an der Küste – um von einem ziemlich verbotenen Haltepunkt an der Schnellstraße doch noch einen Blick auf Dubrovnik werfen zu können, von oben, in Aussichtslage. Wie immer ist die Stadt beeindruckend, mit der die Altstadt umfassenden Wehrmauer rundum, den massiv wirkenden steinernen Gebäuden und ihren weitgehend roten, zum Teil rot-verwitterten Dächern. Mittlerweile sieht man auf die Entfernung nur noch wenige Baulücken, deutlich weniger als vor noch wenigen Jahren, dort, wo Gebäude standen, die von oben aus den Hängen herab im Krieg zerschossen wurden. In Erinnerung kommt, dass all die Gebäude mit den jetzt roten Dächern zerstört waren, und vor nicht all zu vielen Jahrzehnten bedeckt mit den alten rot-verwitterten Ziegeln noch mittelalterlichen Altstadtflair ausstrahlten.




Wieder angekommen, am späten Nachmittag in der Straße am Hafen, gleich in der Nähe des Schiffsanlegers, die MS Hamburg in Sicht, daneben ein etwas größeres Luxusschiff von Viking Cruises. Zum Schiff wollen wir noch nicht – da gibt es um diese Uhrzeit nichts zu essen, und wir sind doch etwas hungrig, weil in den kleinen Dörfern in den Bergen keine Gaststätten zu entdecken waren. Aber hier im Süden kein Problem. Da wird dann gekocht, wenn ein hungriger Gast vorbeikommt. Die Karte eines kleinen Bistros namens Porat, gleich am Hafen, sieht hervorragend aus. Aber noch besser ist das, was dann auf den Tisch kommt. Gegrillte kleine Tintenfische und eine dicke Scheibe Thunfisch, medium rare gebraten. Besser geht’s kaum wie das, was es da zu essen gab.



Im Abendlicht dann die Abfahrt. Vorbei geht es an dem Viking-Schiff, dann an der markanten Hängebrücke, die einen Meeresarm überbrückt, auch an Wohnlagen, die sicherlich einmal sehr bevorzugt waren, als es hier noch eine eher idyllische Küstenlandschaft mit kleinen Inselchen gab, keine Schiffsanleger und auch nicht die Ansammlung riesiger Hotelanlagen auf der gegenüberliegenden Hotelhalbinsel Lapad, die direkt folgt.



So ein wenig hoffen wir, dass der Kapitän die Kurve, die er aus dem Hafen heraus gen Süden fahren muss, ein klein wenig enger dreht – es wäre ja ein nettes Ereignis, Dubrovnik von Seeseite aus noch mal zu sehen, wie wir es bei anderen Kreuzfahrten auch schon erlebt haben. Aber leider Pech gehabt … Es geht direkt hinaus aufs Meer, quer über die Adria nach Brindisi.

Tipps für alle, die sich weiter informieren wollen:
– Dubrovnik – Sehenswürdigkeiten, Kultur, Geschichte, Restaurants
– Bistro Restaurant Porat, Obala Stjepana Radića 30, 20000, Dubrovnik (direkt beim Kreuzfahrthafen)
– Informationen zum Thema Kreuzfahrten: FT-Freizeit und Touristik GmbH