Traumhafte Polynesische Inselwelt
Pazifik-Reise, Bericht 7
Wer träumt nicht von Südsee-Atollen mit türkisblauen Lagunen und palmengesäumten weißen Sandstränden? Wir steuern nach drei Seetagen auf eines dieser kleinen Paradiese zu – und sind angekommen in der Inselwelt Polynesiens, nach fast 2.000 Kilometern, seit wir auf der „Bounty-Insel“ Pitcairn gestartet sind.

Schon längere Zeit schauen wir erwartungsvoll auf das Meer hinaus – schließlich durchfahren wir seit einigen Stunden eine Gegend, in der es vor lauter Atollen geradezu wimmelt. Fakarava, wo wir anlegen werden, zählt zu den Tuamotu-Inseln. Nord-östlich von uns liegen die Marquesas-Inseln, westlich, zum Teil leicht südlich die Gesellschaftsinseln, und allesamt gehören sie zu Französisch Polynesien.



Die Tuamotu-Inseln waren einst Vulkane; die Vulkanspitzen sind erodiert und in sich zusammen gefallen, verblieben sind die Ränder, auf denen sich Korallen entwickelten und die Atolle bildeten, meist nur wenige Meter aus dem Meeresspiegel herausragend. Zum Tuamotu-Archipel zählen 76 Inseln, verstreut auf eine Fläche von mehr als zwei Millionen Quadratkilometern. Die Fläche der gesamten polynesischen Inselwelt ist mit etwa 50 Millionen Quadratkilometern etwa fünf mal so groß wie Europa, wobei die Zahlenangaben verständlicherweise ziemlich schwanken – aber interessanter ist die im Vergleich minimale Landfläche der Inseln. Französisch Polynesien hat gerade einmal eine Fläche von etwa 4.200 Quadtratkilometern (das ist zum Beispiel etwa die Hälfte der Fläche der Insel Korsika), und auf den Inseln leben insgesamt nur etwa 283.000 Menschen.

Warum wir noch nichts von diesen Inseln zu sehen bekommen haben, wissen wir, als wir ziemlich direkt vor Fakarava sind: Die Inseln ragen so wenig aus dem Wasser heraus, dass sie von weitem fast nicht zu sehen sind, und fast hinter den Wellen verschwinden. Ziemlich früh, kurz nach 6 Uhr, kommt Fakarava richtig in Sicht. Wir haben Glück. Die Wetterbedingungen sind so, dass es durch eine schmale Zufahrt hinein gehen kann in die Lagune.

Fakarava – ein Name, den kaum einer kennt. Und doch ist dieses Atoll das zweitgrößte Polynesiens, und das drittgrößte weltweit, eine Lagune mit 1.153 Quadratkilometern und 16 Quadratkilometern Land, etwa 60 Kilometer lang, 25 Kilometer breit, und darauf wohnen etwa 800 Menschen.

Es ist schon beeindruckend wenn man sieht, wie schmal der Korallensaum ist, der das Atoll bildet – hier auf der östlichen Seite sind es meist nur 50 bis 300 Meter, sogar dort, wo sich die Inselstadt Rotoava befindet, wird es nicht breiter. Auf der westlichen Seite befindet sich der Korallenring häufig unter Wasser; wie kleine Inselchen ragen die Spitzen der Korallen wie ein Saum aus dem Wasser heraus.



In der Lagune ist nur sehr langsame Fahrt angesagt; das Wasser schillert in allen Farben. Das tiefe Blauschwarz, das uns draußen im Pazifik so lange begleitete, wird fast komplett abgelöst von allen erdenklichen Blautönen, vor allem von hellstem bis intensivsten Türkis. Das Atoll ist ein erstaunlich schmaler Land-, besser Korallenriffstreifen; von unserem doch relativ kleinen Schiff aus sehen wir immer vor uns die blaue Lagune, und blicken über den Landstreifen hinüber zum Pazifik.

Kurz nach der Einfahrt kommen wir vorbei am Inselflughafen – als solcher aber kaum erkennbar, da es sich nur um einen Landstreifen zwischen Lagune und Pazifik handelt, auf dem eine Landebahn gerade so Platz hat.
Auf dem Weg durch die Lagune begegnet uns eines der merkwürdigsten Schiffe, das es so geben wird – die Aranui. Was einst ein einfacher Frachter war, mit dem Waren zwischen den polynesischen Inseln transportiert wurden, und der auch einige Passagiere mitnahm, hat sich bei Schiffsneubauten zu einem Schiffstyp entwickelt, den es nur hier in der Inselwelt Polynesiens gibt.

Dieses Schiff ist zur Hälfte ein traditioneller Frachter, mit Kran und Fracht-Anlandungsbooten, mit denen die polynesischen Inseln, die fast alle nur über kleinste Hafenanlagen verfügen, versorgt werden können. Die andere Hälfte des Schiffes hat sich inzwischen zu einem komfortablen Kreuzfahrtschiff entwickelt, mit allem, was man von einem solchen erwartet.




In der Lagune von Fakarava steht nun die Aranui 5 – ein merkwürdiger Anblick, vorne die Frachtcontainer, hinten die Balkonkabinen. Mit Frachtbooten wird gerade ausgeladen. Langsam näher sich unser Schiff, die MS Albatros, dem Ankerplatz vor dem kleinen Ort, der langsam in Sicht kommt.

Es wird getendert – eine andere Möglichkeit gibt es mitten im Atoll nicht. Um uns herum schimmert das Wasser in allen denkbaren Türkisfarben. Es schaukelt geringfügig; die Infotafel auf dem Schiff zeigte ein wenig pendelnd Windgeschwindigkeiten von 4 und 5.



An Land folgt ein sehr freundlicher Empfang. Man geht nicht einfach vom Schiff, man wird begrüßt mit einem fröhlichen „Kia Ora“; wir bekommen eine Tiaré-Blüte überreicht, im Schatten sitze eine Band und spielt Südsee-Rhythmen. Natürlich gibt es einige kleine Verkaufsstände, die vor allem Schmuck aus Inselmaterialien anbieten.

Uns interessiert mehr der Fahrradverleih – wir werden soweit es geht die Insel mit dem Fahrrad erkunden.





Fahrrad gemietet, noch eine kurze Strecke geht es durch den kleinen Ort. Gewohnt wird sehr idyllisch im Grünen; meist sind es kleine bunte Häuser, viele Blumen rundherum. Verirren kann man sich auf den Straßen dieser Insel kaum. Es gibt für ein paar Kilometer eine geteerte Hauptstraße, die dann als Schotterstraße so lange weiter führt, bis das Atoll zu einer Anreihung kleiner Koralleninseln wird, die aus dem Meer ragen.

Wir sind überrascht, wie leicht die Fahrräder laufen und wie schnell wir vorankommen. Immer wieder fahren wir einen kleinen Seitenweg, mal in Richtung Lagune, mal in Richtung Pazifikküste, immer eine sehr kurze Strecke, da die Insel auch an den breitesten Stellen nur einige hundert Meter misst, und man beide Uferseiten meist im Blick hat.











Unter den Reifen der Räder knirschen die Korallenstücke, aus denen überall der Untergrund besteht. Wir sehen richtigen „Korallen-Bruch“ in kleinen und großen Stücken, weitgehend von der Sonne weiß gebleicht, in oft bizarren Formen, manchmal fast wie kleine Skulpturen aussehend, und im Detail mit äußerst filigranen kleinen Strukturen.

An einem der kleinen Seitensträßchen steht ein alter Leuchtturm, gebaut wie eine in die Höhe gezogene Pyramide.

Weiter geht es auf der Schotterstrecke. Entlang des Weges stehen oft Büsche und kleinere Bäume. Aber meist ist links von uns die Lagune zu sehen, rechts der Pazifik. Unterwegs entdecken wir noch einige Noni-Sträucher mit Blüten und Früchten dran. Der Saft wird bei uns als Fitness- und Wellness-Trunk zu stattlichen Preisen verkauft – schmeckt schrecklich, riecht noch viel übler, ist aber wahrscheinlich deshalb so gesund. Wir probieren eine der Früchte – ein wahrlich überzeugender Noni-Geschmack.



In den Gärten stehen auch einige Brotfruchtbäume mit ihren riesigen Kugelfrüchten. In einem Gespräch bekommen wir mit, dass diese früher ein Grundnahrungsmittel waren, nicht nur frisch verarbeitet, gebacken wie Brot, oder musig als Brei. Um nach schlechten Ernten das Überleben zu sichern, wurde Brotfruchtbrei auch in den Gärten vergraben; der in der Erde vergorene Brei war bis zu 15 Jahren haltbar und hatte noch alle Inhaltsstoffe, soll aber ziemlich übel geschmeckt haben.

Erst nach einigem hin und her kommen wir drauf, was es mit den halbierten Kokosnüssen auf sich hat, die aufgeschlagen in kleinen Häufen, öfters aber wie zu kleinen Mauern gestapelt links und rechts der Straße zu sehen sind. Es geht um Kopra, um die Produktion von Kokosfett. Ganz traditionell werden hier die Kokosnüsse halbiert und das Fruchtfleisch in der Sonne getrocknet; irgendwo auf der Insel wird es dann wohl aus der Schale geklopft und gepresst und so das Kokosöl gewonnen, das aber erst nach dem Raffinieren genießbar wird und danach so weiß aussieht, wie wir das kennen.



Der Landstreifen wird immer enger, der Bewuchs wird spärlicher, dafür die Bäume und Sträucher immer skurriler.

Ein Stück weiter kommen wir am Flughafen der Insel an. Die Insel ist nicht sehr viel breiter als die Landebahn, auf der nicht nur kleine Maschinen landen können. An der Straße kommen Warntafeln mit dem Hinweis, dass man vorsichtig sein solle, sich nicht direkt auf die Landebahn begeben dürfe – und so fahren wir mit unseren Fahrrädern auf der kleinen Schotterstraße entlang der Landebahn.

Zügig geht es weiter. Wir haben das Gefühl, dass wir fast die Insel umrunden könnten, wenn das Atoll nicht immer wieder durch „Riff unter Land“ unterbrochen wäre.




Der Landstreifen wird immer schmaler. Irgendwann beschließen wir, um zu kehren, wieder in Richtung Schiff zu fahren. Und sofort merken wir, warum wir so locker und schnell gefahren sind – wir haben einfach die Anzeige „Windstärke 4 bis 5“ auf dem Schiff nicht sonderlich ernst genommen, und waren mit Rückenwind unterwegs.

Windstärke 4 bis 5 heißt einfach eine Windgeschwindigkeit zwischen 20 und knapp 40 Stundenkilometern – da kämpft man mit dem Fahrrad ziemlich dagegen an. So sind wir froh, dass wir noch viel Zeit haben, bis das Schiff wieder ablegt.

Der Wind bläst so heftig, dass wir immer dann, wenn es überhaupt keinen Windschatten gibt, die Fahrräder schieben, und uns sogar dann noch ziemlich gegen den Wind stemmen müssen. Durchatmen und „richtig fahren“ ist erst wieder angesagt, als wir in den etwas dichter bewaldeten Bereich der Insel kommen. Unterwegs gibt es natürlich ununterbrochen schönste Aussicht vor allem auf die Lagune.
Ziemlich außer Atem kommen wir im Dorf an, bei der Anlegestelle für die Tenderboote. Es ist noch etwas Zeit, die Verkaufsstände anzusehen, an denen es vor allem Schmuck gibt, hergestellt aus Muscheln und Korallen.






Noch ein kurzer Spaziergang durchs Angebot, und es geht wieder mit Tenderboot auf das Schiff zurück.

Am späten Nachmittag gehen wir noch auf Entdeckung auf der MS Albatros, in einen der sonst nicht zugänglichen Bereiche – unser russischer Schiffskoch Vladimir zeigt uns die Küche. Und am Abend ist noch das große Buffet Magnifique angesagt – aber darüber berichten wir einmal extra, wenn es im Schwerpunkt um die MS Albatros gehen wird.


Am Abend fahren wir wieder aus der Lagune heraus. So ein wenig mehr merken wir die Wellen.

Wir sind wieder auf dem Pazifik, und es geht Richtung Tahiti.
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