Mittelmeer-Entdeckungen – Reisebericht 5
Früh aufstehen heißt es, denn unser Kapitän will so früh wie möglich den Stromboli erreichen, so dass wir vielleicht noch eine Eruption in der Dunkelheit sehen können, und dann den Vulkan im Sonnenaufgang umrunden.
Kaum jemanden ist so richtig klar, dass der Stromboli zu den aktivsten Vulkanen der Erde zählt, dort, wo sich Erdplatten unter dem Mittelmeer treffen – ein Vulkan, der in sehr kurzen Abständen immer noch tagtäglich Lava und Steine „spuckt“, mal mehr, mal weniger – in einer klaren Nacht gut sichtbar. Wir kommen an. Aber schade – wir sehen den Vulkan in dunkler Nacht nur bis halbe Höhe. Oben auf trägt er einen Wolken-Hut. Der Versuch, ein Foto zu machen, schlägt fehl – nichts zu sehen.
Die Karte vom ersten Abschnitt unserer Reise zeigt, wo wir nun unterwegs sind. Damit man sich vorstellen kann, wie es in etwa aussähe, ist hier ein Foto vom Stromboli eingefügt, das auf einer anderen Reise entstanden ist.
Aber dann erwartet uns ein wunderschöner Tag. Vorbei am Stromboli geht es in Richtung Lipari. Der blaue Himmel kommt zwar selten durch, alles immer etwas wolkenverhangen. Aber der warme Wind streichelt schon am frühen Morgen, der Ausblick beim Frühstück ist bezaubernd und das Tenderboot wartet, um uns nach Lipari zu bringen, der Hauptstadt der Liparischen Inseln im Süden Italiens. Wir steuern eine Insel an, die an der aktivsten Vulkankette Europas liegt.
Vom Schiff aus zeigt sich ein kleines Hafenstädtchen, inmitten ein großer Felsklotz, auf dem eine Burg und die Kathedrale stehen. Wir legen am kleinen Hafen an. Bezaubernde Häuschen, nette Restaurants, fröhliche Fischer und freundliche „Buon Giorno“s. Wir gehen die Hauptstraße hoch Richtung Dom. Plötzlich fehlt Bernd. Als er wieder auftaucht, hat er einen Ausflug „im Gepäck“.
Er hat eine Möglichkeit entdeckt, mit einem „eigenen“ kleinen Boot die Insel vom Meer aus zu erkunden. Wir sind im Hafen und warten auf Giovanni, der mit uns zu den schönsten Küsten der Insel fahren soll. Giovanni ist ein pensionierter Calamari-Fischer und mit ihm soll es entlang steilster Klippen, zu riesigen Felskolossen im Meer und zu kleinen Stränden gehen, danach zur Nachbarinsel Vulcano, um dort ein Schlammbad in den Schwefelquellen zu nehmen … Also nichts wie los und wenig später finden wir uns in dem kleinen weißblauen Fischerboot wieder, das uns mit lautem Motorgeratter schön schaukelnd aus dem Hafen fährt.
Es geht sehr eng mit nur wenigen Metern Entfernung an den Felsen, Steinklippen, Vögeln und Stränden vorbei. Gigantisch, diese riesige Steilküste von ganz nah zu sehen. Verschiedenstes Vulkangestein, erkaltete Lavaströme, ganz unterschiedlich bewachsen, teils wunderhübsch „bepflanzt“, wie von Landschaftsgärtnern angelegt. Dann hinter einer Kurve riesige Felsen, die mitten aus dem Meer ragen. Kolosse, oder auch richtige Felsnadeln, mit und ohne Durchbruch, nackt und bewachsen, ragen sie aus dem Meer und wir mitten drin in dem kleinen schaukelnden Fischerboot, das bei nicht ganz wenig Wellengang so nah an den Felsen ganz schön wackelt und spritzt. Man kommt sich klein vor. Giovanni ist zauberhaft, spricht aber kein Wort „ausländisch“. So bleibt es eher beim anlächeln und bei der Handzeigekommunikation. Er freut sich an unserer Begeisterung.
Von Lipari aus geht es ein Stück schaukelnd übers offene Meer hinüber zur Nachbarinsel Vulcano. Schon von weitem sieht man den riesigen Vulkankrater. Als wir näher kommen, fängt es heftig an zu riechen – besser zu stinken. Schwefeldämpfe. Der Vulkan „schläft“ seit 13 Jahren, wie uns Giovanni mit Gesten und Fingern erklärt. An so etwas dachten wir bisher nicht – wir hatten nur im Kopf, dass wir uns in einem der aktivsten Vulkangebiete der Erde bewegen, eine vulkanische Kette, die vom Vesuv bei Neapel bis zum Ätna auf Sizilien reicht – dazu gehörend ganz in der Nähe der Stromboli, der auch zu den Liparischen Inseln gehört.
Auf Vulcano legen wir einen Stopp ein. Um uns herum ein Farbenspiel in allen erdenklichen Gelbtönen. Überall Schwefel-Ablagerungen, mal wie eine Schicht, mal wie lauter kleine Blüten. Die Erde ist gut warm, man spürt es durch die Schuhsolen hindurch. Wir gehen moddermutig auf den beißend riechenden Schwefelbrühtümpel zu. 3 Euro Eintritt und es geht los. Erst mal ein Bad im Meer. Es blubbert überall, man trifft auf warme Blubbersprudel, aber auch auf kalte, in die man hineinschwimmen kann. Sogar das Meerwasser ist leicht trüb vom Schwefel. Jetzt aber ab ins Schwefelbad. Jetzt riecht es endgültig nach „Stinkbomben“, aber das trübe undurchsichtige Stinkewasser ist schön warm und nicht allzu tief, soll gesund sein. Also erst mal eintauchen und mit Schmodder einschmieren. Dann nochmals ab ins Meer, abwaschen.
Giovanni und die anderen warten schon am Hafen auf die mutigen Schlammbader und es geht zurück Richtung Lipari – Essenszeit. Giovanni hat uns noch einen Restauranttipp und es gibt leckere Pasta mit Meeresfrüchten, gefüllten Calamari und Zitronensorbet. Seeehr lecker!!!
Der anschließende Spaziergang durch das wirklich nette Örtchen eröffnet vielfältige Blicke in kleine Einkaufssträßchen, enge Gassen und viel zu viele Treppen, die Richtung Dom führen – aber für den ist jetzt keine Zeit mehr. In den Läden gibt es Kapern in allen erdenklichen Variationen; auf den Inseln ist die Kapernpflanze zuhause. Alles ist quirlig, freundlich und macht gute Laune. Da möchte man eigentlich gar nicht zurück auf das Schiff.
Bei uns geht es aber weiter; durch die Straße von Messina steuern wir in Richtung Griechenland.
Bis zum nächsten Bericht dann beste Grüße
Lydia Häufele und Bernd Jans
(#Italien, #Äolische Inseln, #Liparische Inseln, #Lipari, #Mittelmeer, #Natur, #Strand)
Sehr schöne Fotos und Eindrücke.
Die Lust zum Reisen wird geweckt.
Danke👍😎
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Hallo liebe Inge, schön, dass Dir der Beitrag gefällt und wir deine Reiselust wecken konnten! Wer weiss, vielleicht klappt es ja mal mit einer schönen Tour zu „kleinen“ Zielen, mit vielen ungewöhnlichen Entdeckungen! 🙂
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