Mittelmeer-Entdeckungen – Reisebericht 6
Eine der ältesten und schönsten Städte Griechenlands, Nauplia. Östlich an der Küste des Peloponnes gelegen, in einer geschützten Bucht, hoch oben am Berg eine riesige Festungsanlage. Wir haben 10 Stunden Aufenthalt, wieder ein schöner Sonnentag, um die 28 Grad. Wir stolpern über einen Autoverleih und entschließen uns, los zu fahren, Stadt und Umgebung zu erkunden. Zuvor noch schnell in einer kleinen Rösterei einen richtigen Kaffee trinken, das haben wir auf dem Schiff schon etwas vermisst.
Unsere Fahrt startet in Richtung Epidauros, zum größten und am besten erhaltenen Amphitheater der Welt. Die Schnellstraße wird bald langweilig und wir biegen ab in Richtung Dorf auf einem Hügel. Vorbei an einer Ziegenfarm und einigen Obstplantagen. Wir sehen vor allem Granatäpfel und Kaktusfeigen. Im Dorf Giannouleika dann in der Nähe der Kirche bei einem der Häuser ein großes Schild, das selbstgemachte Tabakpfeifen verspricht. Wir halten an und betrachten das Schaufenster. Viele schöne handgefertigte Pfeifen in allen Größen, Farben und Formen.
Inzwischen ist auch der Schnitzer eingetroffen, ein sehr netter älterer Herr. Er spricht Englisch und erklärt uns, dass er die Pfeifen aus Wurzelholz schnitzt. Wir sind uns nicht sicher ob er nur Olivenwurzel verarbeitet oder auch andere Hölzer – die Farben der Pfeifen verweisen eher auf Vielfalt. Die Damen haben Lust auf Pfeife-rauchen und lassen sich die Modelle für Damen zeigen. Helga entscheidet sich für eine gerade Form in Brauntönen, Lydia nimmt die wie bei Sherlock Holms gebogene in Rottönen. Jetzt ab in die Werkstatt. Hier werden die Pfeifen aufpoliert und gestopft. Ein erster Test ergibt gute Glimmfähigkeit und gutes Rauchverhalten der Damen.
Unser Pfeifenmacher freut sich über unser Interesse, zeigt uns seine Werkstatträume und ein paar Werkstücke und wundert sich zunächst über unsere Frage, was es sonst noch so alles Interessantes im Dorf gibt. Aber die Frage gefällt ihm. Fröhlich Pfeife rauchend geht er mit uns zusammen zum Nachbarhaus. Hier wird bester Käse hausgemacht, aus Ziegen- und Schafsmilch. Eine Art griechischer Pecorino. Wir dürfen probieren, im Garten in der Rebenlaube unter schönsten Trauben, und die Ziegen und Schafe im Stall bewundern. Wir bewundern auch noch den alten Backofen im Garten, eher ein kleines Backhaus, in dem jede Woche einmal Brot für den Familienbedarf gebacken wird. Wir nehmen einen dicken fetten runden Käse mit und bekommen noch ein selbstgebackenes Brot und Weintrauben geschenkt, die wir selbst über unseren Köpfen in der Laube abschneiden dürfen. Versorgt werden wir von zwei Damen; die ältere, so stellt sich heraus, war immerhin 95 Jahre alt und arbeitet auf dem Hof noch mit, die andere sicherlich mehrere Generationen jünger. Unser Pfeifenschnitzer erzählt uns noch, dass er 500 Olivenbäume hat, geht zurück zu seinem Haus und bringt uns eine Flasche Olivenöl mit, die er gerade noch abgefüllt hat. So haben wir jetzt ein leckeres Picknick beieinander.
Wir fahren weiter in Richtung Epidaurus und kommen an einem riesigen Parkplatz voll mit Reisebussen an. Unsere Motivation für alte Steine schwindet schnell und wir nehmen Reißaus in Richtung Epidaurus Altstadt. Dort durchstreifen wir das kleine Städtchen, kosten sehr leckeres Bio-Olivenöl aus erster Pressung, schwatzen einem Restaurantbesitzer ein Löffelchen Salz für’s Olivenöl ab und kaufen ein kleines Glas, damit wir beim Picknick unser Brot in Olivenöl eintunken können.
Auf der Rückfahrt nach Nauplia stärken wir uns mit Trauben, Brot, Olivenöl und Salz. Unterwegs entdecken wir in Arkadiko noch eine uralte Mykenische Brücke.
Zurück in Nauplia geht es erst mal 999 Treppen hoch zum Fort Palamidi. Scherz! – Wir sind mit dem Auto hoch gefahren. Das Fort zieht sich wehrhaft über den ganzen Berg und gleicht ein bisschen der Chinesischen Mauer. Es gilt als das wehrhafteste Fort auf der ganzen Welt. Gebaut zwischen 1690 und 1714 galt es als Schutzschild gegen die Türken, wurde aber dennoch von diesen 1714 eingenommen. 1822 ging es wieder an Griechenland. Nauplia war dann auch die erste griechische Hauptstadt des neu gegründeten Staates Griechenland, bis es von Athen abgelöst wurde.
Zurück in Nauplia dann eine kleine Infotour mit dem Auto durch die hübschen schmalen Gassen, der dann ein Spaziergang folgte. Kaum zu glauben, dass man hier tatsächlich Auto fahren darf – die Straßen so eng, dass einige Gäste im Straßenrestaurant näher an ihren Tisch rücken müssen, damit wir vorbeikommen, oder wir manchmal den Eindruck haben, wir könnten Einkäufe gleich vom Autofenster aus erledigen.
Nauplia hat wirklich einen ganz eigenen Charme, eine idyllische typisch griechische Stadt mit sehr schönen, hübsch verputzten und bunt bemalten Häusern mit Balkonen und Terrassen. Alles kommt bunt und fröhlich daher. Das Ganze wird noch unterstrichen durch wunderhübsche kleine, unaufdringliche, aber sehr hübsch dekorierte Läden mit vielen „Hinguckern“. Dazu eine passable Größe, die einem viele Aus- und Einsichten garantiert. Hier könnte man es eine Weile aushalten.
Ein wirklich schöner und ausgefüllter Tag geht wieder zu Ende und findet auch noch einen ziemlich coolen Ausklang in lauer Sommernacht bei einem schmauchigen Pfeifchen an Deck.
Bei uns geht es aber weiter, zu einem sehr ungewöhnlichen, von Kreuzfahrern sonst nie angefahrenen Ziel: Wir fahren zum Berg Athos, in die Autonome Mönchsrepublik Athos.
Bis zum nächsten Bericht dann beste Grüße
Lydia Häufele und Bernd Jans
(#Griechenland, #Nauplia, #Mittelmeer, #Handwerk)