Athos – Klöster und Charisma

Mittelmeer-Entdeckungen – Reisebericht 8

Beeindruckend der Berg Athos, in den Hängen und an der Küste die Wehrklöster. Mit dem dem Tenderboot ging es nun auf Entdeckung – nur für Männer, entsprechend der Regeln der Mönchsrepublik.

Angekommen auf Athos. Die erste Klosteranlage, die wir besuchen, steht direkt am Ufer. Das Kloster Xenofontos ist dem heiligen Georg geweiht; es ist eines der zwanzig großen Klöster auf Athos, die zusammen das Staatswesen steuern. Eine beeindruckende Anlage. Begleitet durch einen Mönch geht es hinein. Zur Begrüßung gibt es Wasser, einen Ouzo und Loukomi-Würfel, irgendwie gemehlte sehr süße klebrige griechische Geleewürfel.

Nach dem Tor folgt schon die alte Kirche aus dem 11. Jahrhundert, zum Teil noch aus dieser Zeit ausgemalt, sonst aus dem 14. Jahrhundert. Rundherum biblische Szenen bzw. deren Interpretation. Auffallend vor allem die apokalyptischen Darstellungen – man staunt, was man sich da an neunköpfigen Dämonen, Scheiterhäufen, gespensterhaften Wesen und was auch immer so einfallen lassen kann. Oft schwer interpretierbar die dargestellten Szenen, vor allem dann, wenn „wilde Wesen“ mit biblischer Geschichte und Hinweisen auf das Alltagsleben der Mönche vermengt sind. Nachdem diese Kirche vor etwa 200 Jahren für den klösterlichen Bedarf zu klein wurde, entstand die große Kirche inmitten der Klosteranlage.

Fast schon dramaturgisch inszeniert. Im Vorraum, noch bei Tageslicht, wieder apokalyptische Szenen. Hinein in die Kirche – es wird fast finster. Der Vorraum. Die Augen können sich nur wenig an die Dunkelheit dieses kleinen querliegenden Kirchenschiffes gewöhnen, denn durch die zum Altar hin weisende Öffnung scheint helles Licht, das dorthin führen soll. Man sieht im Halbdunkel biblische Szenen und Heiligendarstellungen.

Ein weiteres halbdunkles Kirchenschiff, und dann geht es hinein in den recht hell strahlenden Kirchenraum. Imposant golden glänzend die riesengroßen Leuchter, erst danach fallen die vielen herrlichen Ikonen auf. Ungewöhnlich der Grundriss – vorne der Altarraum, dann das Querschiff, das Längsschiff fehlt. Der Grund ganz einfach: Hier gibt es nur Mönche, keine anderen Gläubigen, die im Längsschiff der Kirche untergebracht werden müssten. Im Querschiff das Gestühl für die Mönche.

Im Altarraum empfängt uns der der Abt mit zwei weiteren Mönchen. Der Raum zunächst erfüllt von einem beeindruckenden Choralgesang der Mönche. Der Abt begrüßt uns – ein ziemlich alter Herr, mit einem enormen Charisma. Seine Ausstrahlung erübrigt eigentlich die anschließende kurze Übersetzung – man hätte auch so bemerkt, dass er von Zufriedenheit, Verständigung, Freude spricht. Irgendwie passend zur Symbolik der Kirche, in der er steht. Erde und Himmel. Er steht auf dem Boden. Der hellste Bereich ist die Kuppel, der Himmel, der strahlt – weil hier über die Fenster viel Tageslicht hereinkommt. Dazwischen an den Wänden, wie in allen orthodoxen Kirchen, wie in Etagen geordnet zunächst die Heiligen, die noch auf dem Boden stehen, aber schon zum Himmel verweisen. Darüber Szenen aus der Bibel, so als Zwischenbereich zwischen Erde und Himmel. Und darüber dann Christus-Darstellungen. Viele aus unserer Besuchergruppe rennen fast schon ungestüm herum und fotografieren alles, was in die Quere kommt – selbst der Abt erfährt während seiner Ansprache kaum die gebührende Aufmerksamkeit. Höflichkeit und ein wenig Ehrfurcht – kaum gefragt. Ich höre zu und schaue und fotografiere eher flüchtig – wirklich schöne Fotos kann ich daher nachher kaum bieten, aber das ist ja auch nicht erforderlich. Beim Hinausgehen kann ich kann es mir nicht verkneifen, noch einmal zurück zu gehen und mich direkt vom Abt zu verabschieden und ihm ein Dankeschön zu sagen. Er strahlt.

Anschließend haben wir noch Gelegenheit, einige Klosterschätze zu bewundern – alte Ikonen, einige davon noch aus dem 12. Jahrhundert, uralte herrlich ausgeschmückte Handschriften, Monstranzen, Messgewänder und auch die Gründungsurkunde aus dem 10. Jahrhundert.

Um das Kloster herum wird gearbeitet. Vor dem Kloster ist in einem großen Gemüsegarten ein Mönch an der Gartenarbeit. Mit wehendem Bart fährt ein anderer Mönch mit ziemlich schnellem Boot an uns vorbei, auf dem Weg zum Fischfang. Am Ufer stehen zwei Mönche, die mit irgendwelchen handwerklichen Gerätschaften hantieren.

Dann geht es ein wenig weiter, die Küste entlang, mit unserem Boot. An einem kleinen Hafen angelegt, dann heißt es zunächst warten. Zwei Busse kommen an. Ein MAN, ein Daimler – wie frisch aus dem Museum abgeholt, wenn die beiden nicht gar so staubig wären. Unser Bus hat schon mehrere „Leben“ hinter sich, als Reisebus in Deutschland, dann vielleicht als Schulbus, nächste Station Spanien, denn fast alle Hinweisschilder im Bus sind in spanisch, schließlich auf welchen Wegen auch immer auf Athos gelandet.

Ein robustes Fahrzeug. Warum, bekommen wir schon gleich nach der Abfahrt mit. Denn auf Athos gibt es nur Schotterpisten, gerade mal so breit wie ein Bus, Stein an Stein, manchmal eher Düne, immer große Steinbrocken, so dass es dauerhaft rattert und holpert. Die Strecke extrem steil in den Berg gebaggert und etwas begradigt. Die Kurven so eng, dass der Busfahrer immer wieder das Problem hat, nicht aufzusitzen – etwas später werden wir dann gleichmäßig auf beide Busse und ein wenig auch in den Bussen verteilt, damit die Gewichtsverhältnisse den Straßenverhältnissen entsprechen. Unsere beiden Bus-Oldtimer beweisen, was hier erforderlich ist – nicht modern-lockere Bus-Bauweise, sondern robust-massives Fahrgestell, dickes Blech und maximal drei rätschende Gänge. Die beiden Busfahrer sind zu bewundern – mehr Fahrkünste kann man wohl kaum nachweisen.

Über die Holperpisten geht es zum nächsten Kloster. Steil den Berg hinauf, wieder hinunter. Dieses Kloster liegt auf der anderen Seite des Bergmassivs, auch an der Küste. Direkt am Ufer die Klosterschreinerei. Dann ein Zugangsweg zum Kloster, das auf dicken Mauern thront, von außen eher eine Festung. Drinnen dann eine typische Klosteranlage. Ein strengerer Orden, denn hier darf im Kloster nicht fotografiert werden. Wieder die alte Kirche, dann die neue. Wir bewundern wieder viele Wandmalereien. Mir fällt auf, dass die Malereien aus dem 14. Jahrhundert nicht nur Menschen sehr präzise wiedergeben, sondern auch Tiere, und interessanterweise auch die Tierwelt Afrikas.

Wir fahren weiter, es geht den Berghang hinaus Richtung Athos, der Hauptstadt der Mönchsrepublik. Dazu mehr im nächsten Bericht.

Beste Grüße und bis bald
Bernd Jans

(#Griechenland, #Athos, #Mittelmeer, #Strand)

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