Kochi – der Süden Indiens

Kontraste: Dubai, Oman, Indien – Reisebericht 10

Der Hafen von Kochi kommt näher. Wir erreichen den Süden Indiens, die Region Kerala – das Land der Kokospalmen, wie es oft genannt wird. Heute denken Europäer, wenn sie Kerala hören, weniger daran, sondern an Ayurveda-Kuren, für die sich diese Region auch einen Namen gemacht hat.

Im noch dunstigen Morgenlicht sehen wir die ersten kleinen Inseln vor der Küste, einige Fischerboote, Schiffswracks und Hafeneinrichtungen. Kurz vor der Anlegestelle der „Mein Schiff 3“ kommen wir an einem der Wahrzeichen von Kochi vorbei, den hier seit Jahrhunderten eingesetzten sogenannten chinesischen Fischernetzen. Das sind große, am Ufer stehende Holzkonstruktionen, an denen Fischernetze hängen. Diese werden auf den Meeresgrund abgesenkt und nach kurzer Zeit angehoben – mit all den Fischen, die beim Anheben des Netzes mit herausgehoben werden konnten. Gleich bei den Fischern wird verkauft, und wir bekommen mit, dass dort auch kleine Straßenküchen stehen, die die Fische zubereiten.

Angekommen im Süden Indiens, im indischen Bundesstaat Kerala, bunt und vielschichtig schon die indische Bevölkerung, zusätzlich alles noch geprägt aus den Kolonialzeiten der Portugiesen, Engländer und Niederländer, und insgesamt doch unverkennbar Indien. Vor allem die Portugiesen haben nicht nur die Religion und mit ihr die heute noch bestaunbaren Kirchen, natürlich auch andere Bauwerke mitgebracht. Für sie war Kochi ein Umschlagplatz für Waren auf ihren weltweiten Routen – und so wurden hier über die Portugiesen zum Beispiel Mangos und Ananas heimisch ebenso wie viele Gewürze.

Mehr aus der Kolonialzeit der Engländer stammen die Kanäle in den „Backwaters“ von Alleppey, die wir hier vor allem entdecken wollten, eine Landschaft geprägt von Wasserwegen mit Zugang zum Meer, nicht weit entfernt von Kochi. Wir haben auf „Mein Schiff 3“ für diesen Tag einen Ausflug gebucht, der eine interessante Fahrt über Land und durch die Backwaters verspricht.

Das Schiff hat angelegt. Die üblichen Prozeduren, die wir schon aus Mumbai kennen, antreten zur Pass- und Gesichtskontrolle auf dem Schiff – die „Eintrittskarten“ lösen, um an Land gehen zu dürfen. Dort noch eine Kontrolle. Draußen …

Unsere Fahrt führt uns am Sonntagmorgen durch die Stadt. Gleich am Hafen eine Bahnstation, kaum als solche zu erkennen, die Bahnsteige auch gut dafür, Wäsche zu trocknen. Im Außenbereich der Stadt sind viele Läden geschlossen, nur wenige Menschen unterwegs. An der Straße entlang immer wieder Marktstände, an denen schönes Obst und Gemüse angeboten wird. Immer mal wieder ein Stand mit Kokosnüssen – Kokosmilch aus frisch aufgeschlagenen Kokosnüsse zur Erfrischung. Taxifahrer mit kleinen TucTucs warten auf Kundschaft. Alle, die unterwegs sind, scheinen sonntäglich angezogen zu sein – auffallend vor allem die Frauen mit ihren farbenprächtigen Kleidern.

Unser indischer Guide spricht ein sehr indisches Englisch, dazu ein nicht gerade leiser Bus, was dazu führt, dass man auf der Fahrt entweder hoch konzentriert zuhört oder öfters eben auch nicht. Aber einige Informationen kommen doch durch. So erfahren wir, dass Kerala einer der fortschrittlichsten und wohlhabendsten Bundesstaaten Indiens ist. Wenig Armut – der Wohlstand resultiert vor allem daraus, dass aus so ziemlich jeder Familie ein Familienmitglied in einem arabischen Staat arbeitet und mit dem Geld die Familie Zuhause unterstützt, meint unser Guide. Kaum Analphabetismus – nur 6 %, im Schnitt sind es in Indien 26 %, überraschend ähnlich die Zahlen für Frauen und Männer; bei den Frauen sind es 8 %. Mädchen und Jungen würden die Schule besuchen. Die erschreckende Praxis, dass in Indien in armen Familien Mädchen nach der Geburt wegen der hohen Brautpreise getötet würden, gäbe es in Kerala wegen des allgemeinen Wohlstands kaum noch. In ungewöhnlichen Anteilen seien auch die Religionen in Kerala vertreten: 55 % Hindi, 27 % Muslime und 18 % Christen – Muslime und Christen seien über die Seefahrer heimisch geworden.

Die Szenerie ändert sich, als wir auf die Hauptverbindungsstraße nach Süden, entlang der Küste abbiegen. Rechts und links der vierspurigen Straße ein ununterbrochenes Band mit Ständen, Kirchen, Tempeln, Moscheen, Häusern, Haltestellen … Auffallend die vielen bunten Linienbusse, an der Seite kein Fensterglas in den Öffnungen, sondern Gitter – Frischluft und Sicherheit und insgesamt etwas merkwürdig, sitzen doch alle „Insassen“ hinter Gittern. Wild zwischen Autos, Taxis, Bussen, Fahrradfahrern und Fußgängern dazwischen wuselnd unzählige Mopeds. Staunend beobachten wir die Fahrkünste – und ebenso staunen wir darüber, dass Mopeds häufig auch Familienfahrzeug sind, mit Mama, Papa, ein oder zwei Kindern, ein paar mal sehen wir sogar Fahrzeuge mit fünf Personen drauf.

Für einen einzigen Bericht aus Kochi gibt es viel zu viel zu erzählen – daher: Fortsetzung im nächsten Reisebericht!

Für heute beste Grüße
Lydia Häufele und Bernd Jans

(#Indien, #Kochi, #Natur)

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