Von Warnemünde nach Gdansk – der Bernstein-Stadt

Ostsee-Kreuzfahrt – Reisebericht 1

Auf Ostsee-Fahrt mit der MSC Magnifica. Gestern gestartet von Zuhause mit der Bahn, und nach einigen Umplanungen wegen Bahnbaustellen und Zugumleitungen doch noch bequem angekommen in Warnemünde, unserem Ausgangsort.

Mit dem Zug vor Warnemünde die Werft in Sicht, danach unübersehbar zwei Kreuzfahrtschiffe. Angenehm – im Bahnhof Warnemünde konnte man gleich am MSC Treffpunkt die Koffer abgeben und, da noch Zeit war, einen Spaziergang durch das idyllische Städtchen gemachen. Am Fischereihafen Samstagsmarkt. Viele Stände mit kleinen Räucherhäuschen und dementsprechend frisch geräucherten Fischen. Ohne probieren kann so etwas nicht abgehen – wir entschieden uns für einen Heilbutt. Lecker. Danach durch den Ort Richtung Strand. Zum einen hoch gestiegen auf den alten Leuchtturm, mit herrlichem Blick auf das Städtchen, den Strand und den Hafen, zum anderen rüber zum Wasser, die Füße im Meer baden.

Ein kurzer Weg zum Schiff, vorbei an Sandskulpturen zum Thema Moby Dick, selten bequemes einchecken, weil wir so in etwa zu den letzten Anreisenden zählen, und kurz darauf schon die Abfahrt. In der Abfertigungshalle einige erstaunlich gute „Ständchen“ eines sehr guten Shantychors.

Am nächsten Mittag erreichen wir Gdingen, den großen polnischen Hafen in der Nähe von Gdansk. Hafenkräne, Kohlebagger, Werftanlagen, Militärschiffe und Fähren prägen die Aussicht, weniger die Stadt. Wir sind heute vierzehn Personen, die zusammen auf Ausflug gehen möchten, mit Ziel Gdansk, der alten Hansestadt, die nach völliger Zerstörung in den letzten Jahrzehnten sehr nahe am alten Original orientiert wieder aufgebaut wurde.

Am Hafenausgang engagieren wir eine Fahrerin und einen Fahrer; mit deren zwei Vans geht es auf Strecke, etwa 35 Kilometer sind es bis Gdansk, immer durch bebautes Gebiet. Unterwegs erfahren wir einiges über das Leben hier in der Region. Dass die Lebenshaltungskosten immer höher werden, viele gezwungenermaßen zwei oder gar drei Jobs haben; dass die Wohnkosten so hoch sind, dass sich Familien keine Wohnung in der Stadt leisten können; dass die Zufriedenheit mit der politischen Situation, genauer gesagt mit den politischen Parteien, immer mehr sinken würde; dass sich immer mehr ausländische Firmen in den Städten ansiedeln würden, da es gut ausgebildete Arbeitskräfte gäbe und die Lohnkosten niedrig wären; dass Touristen immer weniger nach Attraktionen, mehr nach günstigen Preisen fragen würden, so dass man sich fragen würde, warum sie denn überhaupt unterwegs wären; und so weiter. Sicherlich viele subjektive Betrachtungen unserer Begleiter, aber sicherlich auch viel Wahres.

In Gdansk angekommen. Wir starten unseren Rundgang durch das Goldene Tor, gehen durch die Hauptstraße. Wir sind inmitten einer alten Stadt, obwohl wir wissen, dass all das wieder neu entstanden ist – im Torbogen haben wir uns noch die Fotos der zerstörten Stadt angeschaut. Schöne alte Stadthäuser mit den typischen Fassaden, vor allem der Barockzeit. Auf den Straßen reges Leben. In den Gebäuden verschiedenste Geschäfte, viele Cafés, Süßwarengeschäfte, Eisdielen, unübersehbar die ganzen Bernstein-Läden, in denen große und kleine Steine in unterschiedlichsten Verarbeitungsformen und Farben angeboten werden. Schmuck aller Art, kleine Figuren, oder aus verschiedenfarbigen zusammengefügten Steinen Dekoartikel, Schiffe, Tiere, Leuchttürme oder Lampen. Wer weiß schon, dass es auch grauen Bernstein gibt und dass der echte Bernstein brennt … Unsere Gruppe hat sich längst nach Interessen zerstreut. Mehr Häuser anschauen, oder wirklich leckeres Eis essen und Torten bestaunen, dabei bedauern, dass man nicht noch mehr essen kann, in eines der Straßencafés zu sitzen oder was auch immer.

Am Ende der Hauptstraße durch das Grüne Tor hindurch, etwas am Ufer eines kleinen Flusses entlang. Überall wieder Straßencafés. Vorbei an einem Geschäft und der ehemaligen Produktionsstätte für das Danziger Goldwasser – der etwas aus der Mode gekommene süße Likör mit den Goldblättchen drin. Dann der große historische Kran, der auch auf keiner Gdansk-Postkarte fehlt.

Durch ein Seitensträßchen geht es weiter. Ungewöhnlich und für städtische Verhältnisse gar idyllisch wirkend: Die relativ großen Stadthäuser haben kleine Terrassen, über Treppen erreichbar, ans Haus vorgebaut, darauf meist Cafés, kleine Geschäfte, Verkaufsstände. Auf einer davon trinken wir Kaffee und essen Eis. Weiter durch die Marienstraße, hier ist die ganze Straße voller solcher Häuser mit Terrassen und unzähligen Bernsteinläden, geht es Richtung Marienkirche.

Die Marienkirche ist die größte Backsteinkirche Europas, so groß, dass angeblich bis zu 25.000 Personen darin Platz finden sollen. Groß ist sie, stellen wir fest, aber so ein wenig Nachdenklichkeit zeigt sich schon angesichts dieser Zahl. Außen unendlich viele Ziegel, innen strahlend weiß getüncht. Auffallend der goldene Altar, die barocke Orgel, aber vor allem die beiden astronomischen Uhren, bereits entstanden Ende des 15. Jahrhunderts, die heute noch Datum, Uhrzeit, Sonnen- und Mondstand, Sternzeichen und vieles mehr anzeigen.

Noch ein kleiner Spaziergang, und wir fahren wieder mit dem Vans in Richtung Schiff. Auf die Idee, den ersten Halt einzulegen, wären wir selbst nicht gekommen – uns wäre diese Denkmalkombination gar nicht so recht aufgefallen. Ein hohes Denkmal für alle, die sich für die Freiheit eingesetzt haben. Eine große rostige Stahlwand, hinter der sich ein Museum versteckt – das Denkmal für die Solidarnosz, für Freizeit und Demokratie. Diese Stahlwand gehörte zur Werft, von der aus die polnische Freiheitsbewegung 1970 mit Lech Walesa ihren Anfang nahm. Daneben noch ein stählernes Eingangstor, hinter dem damals die Demonstrationen der Werftarbeiter stattfanden.

Auf dem Weg zurück noch ein Halt im polnische Seebad Sopot. Wir spazieren für eine Stunde durch typische Bäderarchitektur, auf der Straße erstaunlich viele Menschen unterwegs, die Cafés und Restaurants entlang der Straßen voll. Überall Straßenmusikanten; ein Paar spielt hervorragende Rockklassiker, hier könnte man stundenlang sitzen bleiben und zuhören. Ein schiefes Haus eines verspielten Architekten zwischendrin. Auf einem Platz viele Stände mit lokalen landwirtschaftlichen Produkten – Brot, Kuchen und Gebäck, verschiedenste Käse, Geselchtes und Würste, geräucherte Fische und vieles mehr. An der Seebrücke, die man nur gegen Eintritt begehen kann, ein wunderschöner Turm mit einer Traumwohnung in bester Ausichtslage. Am Sheraton Hotel geht unser Spaziergang zu Ende. Es geht zurück zum Schiff.

Jetzt sind wir unterwegs nach Klaipeda in Litauen.

Beste Grüße und bis bald
Lydia Häufele und Bernd Jans

(#Polen, #Gdansk, #Sopot, #Warnemünde, #Ostsee)

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s