Saint Tropez – ein kleines Städtchen an der Küste. Louis de Funès, Brigitte Bardot – die Gendarmerie und das Filmmuseum. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein – oder doch nicht?
Südfrankreich. Anfahrt mit dem Schiff auf Saint Tropez. An der Küste kommt ein kleines Städtchen in Sicht, auf einem Hügel daneben eine Befestigungsanlage. Ein nettes Fleckchen Erde. Angelegt werden kann hier nicht, es muss geankert werden. Also geht es wieder mit dem Tenderboot an Land. Blauer Himmel, und wir haben schon bei der Fahrt zum Ufer eine herrliche Sicht, Richtung Saint Tropez, und im Blick zurück auf unser Schiff.

Schon der erste Eindruck zeigt überdeutlich, wo wir angekommen sind. Vom Tenderboot aus sehen wir große und kleine, vor allem ziemlich edle Yachten. Immer wieder flitzt ein Speedboot zwischen den Schiffen durch.



So ein wenig weiter draußen am Anleger für den Tender liegen noch beschaulich einige Segelboote. Mehr der Stadt zu kommen die Yachten, einige davon so groß, dass sie eher an kleine Kreuzfahrtschiffe erinnern – nur etwas schnittiger und mit viel edleren Materialien bestückt, schon außen erkennbar. Bei einer der Yachten beobachten wir, dass beim Anlegemanöver tatsächlich zwölf Crewmitglieder im Einsatz sind.

Was uns so überhaupt nicht in den Sinn kam, überrascht uns schon im Hafen: Ein Plakat mit der flotten 2CV-Nonne aus dem Saint Tropez Film mit Louis de Funès, mit Hinweis, dass es ein diesbezügliches Museum gäbe. Die Ulk-Filme mit Louis de Funès haben längst Kultstatus – wer hat sie nicht gesehen, die Filme mit dem Gendarmen von Saint Tropez, durchwegs glänzende Lachnummern und zugleich auch Zeitzeugnisse.



Dieses Museum lassen wir uns nicht entgehen. Ein kurzer Fußweg – und wir stehen am Platz mit der Gendarmerie, so wie man sie aus den Filmen kennt, mit dem Museum drinnen. Hier wurden also die Filme in den 60er- und 70er-Jahren gedreht, tatsächlich die Original-Kulisse – und nicht nur Kulisse, das Gebäude war wirklich die Gendarmerie von Saint Tropez, von 1879 bis 2003.

Sechs Saint-Tropez-Filme gab es mit Louis de Funès; im Film ist er der Gendarm Ludovic Cruchot. Gedacht war er als „kleiner“ Film, 1963 gedreht, aber beim Start ein riesen Erfolg, innerhalb weniger Monate gab es über 8 Millionen Zuschauer, eine für diese Zeit enorme Anzahl. 1982 wurde der siebte Film vorbereitet, der nicht realisiert werden konnte, weil Louis de Funès im Januar 1983 verstarb.

Das Museum selbst ist eine kleine Reise in die Vergangenheit. Erstaunlich, was da an Original-Ausstattungsgegenständen zusammengetragen wurde, ob Uniformen, Schreibtisch, Schreibmaschine oder uraltes Telefon. Sogar das beim Straßenrennen aufgeschnittene Auto ist zu sehen.



An den Wänden Plakate und weitere kleine Utensilien. Die Filme und die Zeit, in der sie entstanden, sind unterhaltsam präsent. Info-Filme in Museen sind meist dröge – aber auch hier passt die Darstellung zu demjenigen, der vorgestellt wird, zu Louis de Funès. Unterhaltsam geht es um den Menschen und seine Art, Filme zu machen, das Ganze immer wieder kommentiert von denjenigen, die mit ihm in den Filmen waren – seinen Gendarmen. Im Blick zurück, zum Zeitpunkt des Drehs dieser Doku um einige Jahrzehnte gealtert.



In der Gendarmerie befindet sich dann auch das kleine Museum des Films. Im Mittelpunkt natürlich Brigitte Bardot, für die der von Roger Vadim 1956 in Saint Tropez gedrehte Film mit dem in der deutschen Fassung eher merkwürdig klingenden Titel „Und immer lockt das Weib“ der Karrierestart war. Sicherlich nicht wenig unterstützt auch dadurch, dass der Film an die Grenzen dessen ging, was damals an freizügigen Darstellungen möglich war – für damals sicherlich schade, dass die meisten Kopien des Films, die in die Kinos gelangten, um mehrere Szenen gekürzt waren. Auch gut in diesem Bereich des Museums vertreten: Romy Schneider, mit der in Saint Tropez der Film „Der Swimmingpool“ gedreht wurde. Alles unterhaltsam präsentiert, auch mit Puppen, auf die die Kleidung aus dieser Zeit projiziert wird.







Auf den ersten Blick freut man sich über den Ausflug in die Vergangenheit, mit all den Utensilien, die bekannt vorkommen. Der zweite Blick – eher ein nachdenklich reflektierender. In diesem kleinen Museum spiegelt sich so ein wenig der Aufbruch in den 50er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, hinein in eine neue Zeit. Der Name Brigitte Bardot, oft verbunden mit dem Begriff „Sexsymbol“ – aber weit mehr stehend für neue Freiheiten, Veränderung der Rollen von Frau und Mann, Selbstbewusstsein, letztlich Start in die Frauenbewegung. Der Name Louis des Funes, eher verbunden mit oberflächlicher Unterhaltung – aber weit mehr zeigen seine Filme eine Kritik an steifen, überkommenen Verhaltensweisen, ein veräppeln hierarchischer Strukturen, einen Aufbruch in eine lockerere, legere Gesellschaft, die das Leben und das Lachen liebt.

Irgendwie führt diese kleine Ausstellung hin zum „eigentlichen“ Saint Tropez, seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Stadt der Künstler, Schauspieler und Intellektuellen – aber dazu mehr im nächsten Bericht.
Uns haben schon die ersten Stunden in Saint Tropez gefallen. Es war so ein wenig ein Spaziergang in der eigenen Lebensgeschichte – zum einen im Filmmuseum, verbunden mit dem Namen Brigitte Bardot, als man jung war schon ein wenig Vergangenheit, und im Gendarmeriemuseum, mit Louis de Funes, dessen Filme man sich damals einfach ansehen musste, waren sie doch in ihrer Entstehungszeit ungewöhnlich frech, zugleich verrückt und unterhaltsam, einfach zum Lachen.
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