Brigitte Bardot, Romy Schneider, Roger Vadim, Louis de Funes und weitere Namen, alle verknüpft mit Saint Tropez, von allen etwas vorgestellt im kleinen und unterhaltsamen „Musèe de la Gendarmerie et du Cinéma“, von dem im letzten Bericht etwas geschwärmt wurde.






Für uns geht es weiter durch Saint Tropez – irgendwie führt dieses kleine Museumstellung hin zum „eigentlichen“ Saint Tropez, seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts die Stadt der Künstler, Schauspieler und Intellektuellen – noch mehr der „neuen Oberflächlichkeit“ des Jetsets mit der Maxime „sehen und gesehen werden“, auf Partys und bei Festen, in Clubs und an angesagten Stränden.



Und das hat sich bis heute gehalten – nur dass durch die Straßen mit den Desingergeschäften und Galerien jetzt Unmengen an Touristen schlendern, und zwischen diesen „Edelgeschäften“ jetzt Imbiss-Buden und Billig-Cafès, beides mit gehobenem Preisniveau, angesiedelt sind, gerne von diesen Besuchern befüllt.





Große Bedeutung signalisieren natürlich extrem teure Sportwagen aller erdenklichen Hersteller, die durch die engen Straßen röhren, die Fahrzeuge so flach, dass man sie fast übersieht. Diese vorzugsweise als Cabrio vom Mann mit gepflegtem Bart gefahren, nebenan sitzend die gestylte Begleitung. Oder die gediegenen Fahrzeuge, die ganz leise durch die Straßen schleichen, die ihre Bedeutung durch Größe, gedeckte Farben, verspiegelte Scheiben und vor allem durch die fliegende Emily und das RR am Kühlergrill zur Schau stellen.





In der Altstadt sind wir doch etwas überrascht, dass sich ein kleiner Markt, wie er so typisch ist für Südfrankreich, noch gehalten hat.



Mittlerweile ist der Himmel grau, Wolken sind aufgezogen, und es wird auch ein wenig stürmisch. Wir entscheiden uns trotzdem, noch eine kleine Bootsfahrt entlang der Küste zu unternehmen, mit der La Pouncho, auf der so etwas gerade angeboten wird. Allerdings wissen wir noch nicht, dass wir nicht nur eine schöne Küste sehen, auch eine gute Sicht auf Saint Tropez haben werden, sondern dass diese Küstenfahrt eine Besichtigungsreise entlang einer Unzahl an Villenanlagen ist, die sich alle mit „im Besitz von …“ schmücken.






Unser Guide hört gar nicht auf mit prominenten Namen, es geht zu wie im Promi-Lexikon – Villa von George Michael, ein rosafarbenes Anwesen, das Liliane de Betancourt gehört, der reichsten Frau Frankreichs, Chefin von L’Oreal, die Villa von Giorgio Armani, ein Herrenhaus der Familie Karajan, eine Anlage im Bauhaus-Stil von Georg von Opel, mit eigenem Hafen und Bootsgarage in der Villa, das so modern wirkt, als wäre es erst vor kurzem gebaut worden. Dann natürlich das Haus von Brigitte Bardot, das sie 1956 von ihrer Gage kaufte, das sie dem WWF vermacht hat. Weiter geht es mit der Villa der Familie Mohamed al Fayed, da haben Princessin Diana und Dodi al-Fayed gewohnt, dazwischen irgendwo ein Haus, das Victoria von Schweden gehört, hier ein Gebäude, das für Elvis Presley gebaut wurde, dort die Villa von Bernard Arnaud, dem der Champagnerproduzent Möet und Chandon gehört, eine Anlage wie ein kleines Schlösschen oben am Berg von Freddy Heineken, dem gehört einer der größten Bierhersteller Europas, und so weiter.


Damit wir ja nichts vergessen, gibt es eine mehrseitige Übersicht, seewasserdicht eingeschweißt, sogar in Deutsch. Eine nette Fahrt entlang der Küste, aber unser Guide hört sich an, als würde er eine Lesung aus einem der Magazine halten, die man sonst im Bahnhofsbuchhandel in rauhen Mengen sieht und einen möglichst großen Bogen drum rum macht …



Zurück in der Stadt noch ein Spaziergang, entlang des Hafens und durch das Städtchen. Was im Ort die teuren Sportwagen sind, das sind im Hafen die großen exklusiv aussehenden Yachten – so groß, dass sie die am Hafen entlang stehenden Gebäude ziemlich verdecken. Ein ziemlich großer Schiffsparkplatz für zu groß geratene Schiffe, die zur Schau gestellt sein sollen. Die Maler, die sich am Hafen entlang aufgestellt haben, garnieren ihre Bildchen romantisch angehaucht lieber noch mit kleinen Segelschiffen vor idyllischen Fassaden.



All diese Anmerkungen zu Saint Tropez klingen etwas despektierlich. Aber ein wenig anders gewendet: Uns hat der Tag in Saint Tropez viel Spaß gemacht. Es ist ein vielseitiges, quirliges, unterhaltsames Städtchen, das gerade aus der Kombination von absurd wirkendem Luxus und alltäglichen Leben, garniert mit touristischen Elementen, viele Erlebnisse an einem sehr kurzweiligen Tag bietet.

Es lohnt sich wirklich, hin zu fahren, und in eine etwas andere Welt einzutauchen.
(#Frankreich, #Südfrankreich, #Saint Tropez, #Museum, #Mittelmeer, #Kunst)
Das schönste ist, wenn man mit dem Schiff kommt, dass man sich den stressigen Verkehr von und zur Stadt sparen kann.
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… und dazu gleich mitten im Geschehen ist, ob beim Museum oder in der Altstadt oder im Hafen.
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