Morgendämmerung, Wolkenschwaden und bizarres Vulkangestein
Kanaren und Kapverden, Reisebericht 13
Früh am Morgen auf La Palma. Der Himmel ist noch wolkenverhangen, aber immer wieder blitzt aus der Wolkendecke die Sonne durch, und nach und nach werden auch die Flecken größer, die tief blauen Himmel zeigen. Es könnte wieder ein sehr schöner Tag werden.

Wie fast immer auf den Kanaren haben wir ein Fahrzeug bei Cicar bestellt, einem regionalen Anbieter auf den Inseln, bei dem alles höchst einfach und unkompliziert abläuft, und dazu noch günstig. Es geht los, hinein in die Berge – wir wollen auf kleinen Nebenstraßen so hoch wie möglich hinauf auf den Vulkan.






Noch ist es fast dunkel; wir starten unsere Tour schon in der Morgendämmerung. Von den ersten Anhöhen hinunter gibt es schon eine einigermaßen gute Sicht auf die Küste; die Berge liegen weitgehend noch in den Wolken.



Überraschend blühend und vielseitig zeigt sich die Pflanzenwelt. Im Halbdunkel sieht man in den Plantagen Orangen und Zitronen als farbige Punkte; entlang der Straßen wächst eine eher chaotische Vielfalt, überzogen noch mit Morgentau.

Schnell geht es auf der recht kleinen Insel den Berg hinauf – wir befinden uns ja, wenn man das richtig sieht, nur auf der obersten Spitze eines Vulkans, die aus dem Meer ragt, bis auf eine Höhe von über 2.400 Meter hinauf. Eigentlich möchte man schreiben, dass am Fuße des Vulkankegels, an der Küste entlang, die Städte ebenso wie die landwirtschaftlichen Flächen liegen. Aber das wäre falsch – der Fuß des Vulkans liegt weit unten im Meer, in einer Tiefe von bis zu 4000 Metern. Ein wahrhaft gigantisch hoher Berg.

Die Berghänge sind ziemlich karg. Wo die Erde fruchtbarer ist, sind Gehöfte und kleine Dörfer zu sehen, um die sich Terrassenfelder gruppieren.




Je höher wir kommen, desto eindrucksvoller wird die Natur. Man durchfährt unterschiedlichste Vegetationszonen, nicht nur dann, wenn man den Berg weiter hinaufkommt, sondern auch abhängig von der Himmelsrichtung. Das Wetter überrascht uns immer wieder, auch mit Regenschauern – aber zur Belohnung gibt es dann nicht nur ein mal einen Regenbogen.

Üppigste Grünflächen oder Wälder wechseln sich rasant ab mit kargen Gebieten, in denen fast nur Sukkulenten zu sehen sind, und zerklüftetem, oft bizarr geformtem Gestein. Immer wieder wundert man sich, wie alles zusammen hält und große Gesteinsbrocken nicht einfach auf Geröllbahnen die Berge hinunter rutschen.




Immer beeindruckender zeigt sich die Landschaft. Vor allem die Aussicht ist atemberaubend. Wir haben ausgezeichnete Fernsicht bis zu den nächsten Inseln. Ebenso begeisternd sind die Gesteinsformationen, in der die Gesteinsfarben in allen erdenklichen Farbtönen versuchen, mit einem Regenbogen zu konkurrieren.



Beim Blick hinunter zeigen sich bewaldete Täler und Hügel, die wie mit einer dicken Wolkenmatte überzogen sind, die an vielen Stellen – wie es aussieht – die Hänge hinunter läuft, wie Zuckerguss auf einer Torte.

Immer weiter geht es hinauf auf den Vulkan. Auf La Palma hat man die einmalige Gelegenheit, bis hinauf zur höchsten Erhebung zu kommen, auf den 2426 Meter hohen Roque de los Muchachos.




Auf einer Höhe zwischen 2300 und 2400 Meter fahren wir ziemlich nah vorbei am größten Weltraumobservatorium Europas, mit dem weltweit größten Spiegelteleskop. Dieser Spiegel und auch die kleineren daneben liegenden sind so nah, dass man sich selbst beim Vorbeifahren sieht.

Immer wieder hält man an, um die Spiegelungen zu bestaunen, die alle paar Meter einen anderen Eindruck von der Landschaft vermitteln.





Zu unserer Überraschung führt eine Seitenstraße nicht nur zu den Gebäuden des Observatoriums, sondern an diesem vorbei, fast bis hinauf zur Bergspitze. Die Straße wird steiler und enger, und ist an einigen stellen voll von nicht gerade kleinen Geröllsteinen, die die Hänge herunter gekommen sind.

Wir stellen das Auto ab. Zu Fuß geht es über einen Pfad, der auf dem Grat des Vulkankraters verläuft, weiter bis zur höchsten Erhebung an der Stelle, an der ein Stück des Vulkankegels zum Meer hin abgerutscht ist.




Links von uns sieht man weit hinunter in den Krater hinein. An den Hängen zeigen sich oft durch Erdrutsche verursachte Gesteinsabbrüche, die in allen erdenklichen Braun-, Gelb- und Rosttönen in der Sonne glänzen. Wir sind angekommen auf dem höchsten Punkt der Insel, und um uns herum eine unvergleichliche 360-Grad-Aussicht, hinunter auf die Insel, und auch hinüber auf die Nachbarinseln Teneriffa, Gomera und Hierro.

Die um uns sichtbaren Anhöhen liegen weit niedriger als unser Standort und sind weitgehend durch eine Wolkendecke verdeckt; an einigen Hängen sieht es so aus, als würden sich die Wolken ins Tal stürzen.





Rechts von unserem Pfad aus sieht man hinunter zum Meer. Unten am Küstenstreifen glänzt es, wie wenn es großflächige Schneefelder gäbe – es sind aber nur die in der Sonne reflektierenden Plastikdächer der Bananenplantagen.



Auf dem Weg vom Vulkan hinunter in Richtung Südküste begegnen uns bald schon die ersten Bäume, kanarische Kiefern, denen man die vergangenen Waldbrände noch ansieht, und die auf ziemlich nacktem Vulkangestein stehen.

Viele haben aus verbrannten Stämmen und Ästen wieder neu irgendwie büschelweise wieder ausgetrieben und Formen gebildet, die ganz und gar untypisch für Kiefern sind.

Wir fahren weiter hinunter Richtung Küste. Im nächsten Bericht wird es um Bergdörfer, Küstenorte, Maniokfelder, Bananenplantagen und mehr gehen.
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