Kartoffeln, Kaktusfeigen, Bananen und eine Fahrt auf dem Kraterrand
Kanaren und Kapverden, Reisebericht 12
Die Wolken sind rasant unterwegs. Gerade noch ist eine Bergkuppe oder manchmal auch ein Tal zu sehen, und ehe man sich’s versieht verschwindet alles schnell wieder in den wandernden Wolken. Was in der Insellandschaft ein wildes Wolken-Durcheinander ist, zeigt sich über dem Meer alles eher strukturiert – der Horizont als Abgrenzung der Wasserfläche, darüber oft blauer Himmel, über dem eine massive Wolkendecke steht.

Unterwegs fährt man häufig an kleinen Gehöften vorbei, die einen bewirtschaftet, die anderen schon längere Zeit aufgelassen, so dass oft nur noch Außenmauern, Gebäudereste und verwilderte Gärten sichtbar sind. So oder so – rundum blühen immer Blumen, in mehr oder weniger gepflegtem Umfeld. Und überall sind die großen Blattkakteen zu sehen, über und über voll mit Kaktusfeigen. Die Kakteenhecken sind enorm hoch, oft mehrere Meter. Anscheinend gab es hier nicht nur Pflanzungen für den Eigenbedarf, sondern auch größere Anbaugebiete für diese Früchte.






Mitten in der Lavalandschaft sind Felder angelegt, die umgrenzt sind von Lavageröll. Einige der Felder werden tatsächlich im Dezember, in dem wir unterwegs sind, gerade neu bestellt; auf anderen sieht man schon relativ große Pflanzen, zum Beispiel Kartoffeln oder Kohl.



Ein Stück weiter liegt ein weitgehend verlassenes Dorf. Zwischen Mauerresten gibt es Anbauflächen, Gebäudereste werden zum Teil als Geräteschuppen genutzt.





An kaum zugänglichen Sträßchen liegen vereinzelt noch einige Gehöfte und Wohnhäuser, allesamt sehr gepflegt und mit schönen Gärten.






Irgendwann gibt es dann eine Abzweigung nach Aguadara, ein Örtchen bestehend aus ein paar Häusern, alle in einem für diese Zeit überraschend bunt blühenden Blütenmeer – und eines der Häuser noch voller Phantasieskulpturen aus Metall.








An die mehrere Meter hohen Blüten der „normalen“ Agaven, die mehr wie Baumstämme aussehen, hat man sich bei Aufenthalten im Süden schon gewöhnt; eher ungewöhnlich und skurril sehen die Blüten einer anderen Agavenpflanze aus, die wie meterhohe krumme Würmer in die Luft ragen.



Unterwegs gibt’s in einer Dorfgaststätte noch ein spätes Mittagessen – begrenzte Auswahl, Ziege mit Kartoffeln und Gemüse aus dem Brotbackofen, der im Garten unter einem Hüttendach vor sich hin qualmt. Bei der Bestellung hatten wir noch auf knuspriges Fleisch gehofft, aber dieses Zicklein wurde in grobe Brocken zerhackt zum Schmorfleisch. War auch lecker, aber die Sortiererei der Knochen war doch etwas gewöhnungsbedürftig.

Wir kommen auf die andere Inselseite – und der Himmel ist von einer Sekunde auf die andere plötzlich strahlend blau. Immer wieder, wenn man die Fahrtrichtung wechselt, sieht man hinter den Bäumen die Wolken stehen, die unsere Fahrt bisher begleiteten.

Wie auch auf den anderen kanarischen Inseln fährt man durch große Waldgebiete, in denen in den vergangenen Jahren Waldbrände viel zerstörten. Überlebt haben auch hier die kanarischen Kiefern, deren Stämme die unterschiedlichsten Rindenmuster zeigen, die tiefste Schicht immer ein tiefes Braun, fast Schwarz, die äußerste Schicht ein ausgebleichter Braunton.





Die rissige Rinde zeigt von der verbrannten innersten Ebene ausgehend die Geschichte eines jeden Baumes, einschließlich der Intensität des Waldbrandes, je nachdem, wie verkohlt der Überrest war, aus dem heraus sich der Baum neu erfand. In einige der Bäume sind richtige kleine Höhlen hinein gebrannt. Manch Baumrinde mutet an wie die Hautschuppen auf dem Rücken eines Krokodils.






Nach jeder Kurve, die man fährt, zeigen sich faszinierende mächtige Bäume – und wenn dann noch der Himmel tief blau ist und die Sonne die Nadeln der Kiefern glänzen lässt, kann man nur beeindruckt sein von allem, was man sieht. An den sonnigen Hängen zur Küste hin liegen Feigen-Plantagen – leider sind wir nicht in der richtigen Zeit unterwegs, um ein wenig zu naschen, aber dafür sind die knorrigen alten Bäume weit besser zu sehen.





Noch knorriger, verzweigt und gerade zu verzwirbelt sind die Krüppelkiefern, von denen noch einige vereinzelt auf den spärlich bewachsenen, kargen Hochebenen stehen. Irgendwann haben wir sogar ein tanzendes Baumpaar entdeckt.

Je weiter wir in den Osten der Insel kommen, desto mehr zeigt sich die typische vulkanische Landschaft. Im Lavageröll stehen schroffe kleine Felsen, dazwischen kleine grüne Flecken mit kleinen Sträuchern oder Sukkulenten.








Immer häufiger sind kleine und größere Vulkankegel zu sehen. Da wir von ziemlich weit oben von den Anhöhen kommen, ist manchmal ein Blick hinein in einen der Vulkankrater möglich. Von oben vom Berg ist auch die alte Saline gut erkennbar, in der einst Meersalz gewonnen wurde.






Direkt an der Küste geht es hinein in eine wirklich Vulkanfahrt, auf einer kleinen Straße über die Hänge eines Vulkans, dem Lomo Negro. Von weit oben blicken wir von einem größeren Vulkankegel hinein in einen kleineren Vulkan, und sehen zugleich eine wirklich abenteuerliche Straße, die wir gleich fahren werden – eine Straße, wie wir noch nie eine gesehen haben oder gefahren sind.





Sie ist hineingeschaufelt in den Lavaschotter und hineingesprengt in Lavaläufe des ziemlich hohen Vulkans und führt tatsächlich auf dem Grat des kleineren Vulkans weiter, fast komplett um die Caldera herum. Auf der einen Seite, der linken, blicken wir hinein in den Krater. Auf der anderen Seite sehen wir den Abhang des Kraters hinunter bis zum Meer. Und auf diesem Abhang geht es dann weiter in schmalen Serpentinen bis auf Meereshöhe.





Unten angekommen geht es durch die von Lavaströmen und Witterung gestaltete rauhe Landschaft, die ziemlich nahtlos übergeht in landwirtschaftliches Gebiet – Agavenfelder, Ananasfelder und bald schon weniger schöne Bananenplantagen.





Die Bananenstauden wachsen zum Schutz gegen Wind und Wetter hinter hohen Mauern, die die Felder umranden und wie Gewächshäuser mit riesigen Planen bedeckt sind. An windgeschützteren Stellen sind die Seitenwände manchmal offen und man kann öffnen den Blick auf die Bananen, mehr oder weniger reif, manchmal auch noch mit den hängenden Bananenblüten an den Fruchtständen.

Über die Küstenstraße fahren wir zurück zum Schiff. El Hierro hat uns begeistert – jetzt geht es weiter zur nächsten Insel, nach La Palma.
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