Fjorde und phantastische Berg-Landschaften

Mit der MS Amadea auf Nordland-Reise – Reisebericht 3

Der nördlichste Teil Islands – wir kommen in den Westfjorden an. Eine phantastische Landschaft, überall die Küste entlang erwarten uns Tafelberge, etwa 600 Meter hoch, wie mit einem Lineal oben abgeschnitten. Hier oben im Norden Islands leben nur wenige Menschen, weitgehend Fischer.

Der größte Ort Isafjördur, wo wir anlegen, hat gerade mal 3.000 Einwohner. Rundum nun etwas höhere Berge, bis fast 900 Meter hoch, zum Teil mit Schneefeldern, die in der Sonne glitzern.

Island - Isafjördur - Panarama mit Tafelbergen, Schiff

Die Fischerorte in den kleinen Fjorden ringsum bestehen aus nur wenigen Häusern. Im Hafen liegen nur noch Fischerboote; Segler und Yachten verirren sich nur selten hierher. Immer wieder sieht man kleine Fabriken, in denen Fisch verarbeitet wird. Erreichbar sind die Orte über Pässe, manchmal nur Schotterstraßen, oder endlos lange Tunnels.

Die Sonne scheint. Wir fahren mit unserem Leihwagen gleich los, den Fjord hinaus, zum kleinen Fischerort Sudueyri.

Der Weg dorthin: ungewöhnlich. Meist schöne Sicht auf die Berge und aufs Meer, aber dann ganz lange dunkle Tunnel, einfach in den Fels gehauen, der längste davon etwa 14 Kilometer lang. Oft einspurig, mit Ausweichstellen, Abzweigungen mitten im Berg, und Verkehrsschildern, die manchmal erst auf den zweiten Blick erkennen lassen, was gemeint ist. Schon ein wenig abenteuerlich, so mitten im Berg rumzufahren. Und da hier oben in Island nur sehr wenige Menschen wohnen, begegnet uns sehr selten ein Auto im dunklen Tunnel-Gewusel … Es heißt übrigens, dass man vor Tunneln zwei mal hupen soll – nicht wegen dem möglichen Gegenverkehr, sondern um die in den Tunneln wohnenden Trolle zu grüßen und sie gleichzeitig zu warnen, damit ja nicht einer überfahren wird. Soll Unglück bringen …

Ein freundliches Örtchen. Bunte Fischerhäuser, Gärten, überall Blumen. Am Hafen scheinen ein paar Familien auf Fischfang für das Mittagessen zu sein – Klein und Groß mit Angel in der Hand, einer der Fischer zieht erfolgreich davon, der Dorschkopf schwimmt im Wasser. Überhaupt zum Thema Dorsch: Das Wasser ist hier so klar, dass man mehrere Meter tief sieht. Richtig große Fische schwimmen rum. Ein Plattfisch liegt so ruhig am Grund, dass man kurz über seinen Zustand nachdenkt – aber dann zieht er mit einer Art Flügelbewegung davon. Ein paar bunte Quallen ziehen ihre Runden. Wir bekommen die Info, dass in irgendeiner Ecke des Hafens eine „Dorschfamilie“ wohnt, die so zutraulich ist, dass die Fische aus der Hand futtern; das Fischfutter dafür bekommt man im Dorfladen.

Ein Stück weiter riechen wir Fisch in einem etwas anderen Zustand. Ein Arbeiter lädt richtig große Jute-Säcke mit Gabelstapler auf einen LKW. Beschriftet sind sie mit „30 kg dryed fischheads“. Geruch stimmt. Wir wollen den Isländer etwas fragen, auskunftsfreudig ist er aber nicht. Dafür sein Kollege, der gerade das Ausladen eines großen Lastwagens überwacht, vollgeladen mit noch frischen Fischköpfen und Fischgräten – was eben so nach Filettierung übrig bleibt. Er erzählt uns, dass in dieser Fabrik ausschließlich Fischreste getrocknet würden – für den Export, zum Beispiel nach Nigeria. Dort wäre das alles sehr begehrt, für Fischsuppe. Wir schauen uns um, fahren weiter, und unser Auto riecht sicherlich für andere so ein wenig wie fahrende Fischfabrik mit passenden Insassen.

Island - Isafjördur - Fjord

Nahe dem Ortsausgang wie schon so oft Schafe, die anscheinend sehr gerne auf der Straße „flanieren“. Wir fahren noch ein wenig den Fjord entlang und ins Hochtal hinein. Das Sträßchen steigt steil an, wie blicken schon schnell hinunter ins Tal und in den Fjord hinein. Strohballen liegen wie bunte Markierungen herum – nicht einheitlich weiß wie bei uns, sondern weit öfters in knalligem pink, in lindgrün oder in himmelblau.

Wir kommen vorbei an Bachläufen und Wasserfällen, die sich von hoch oben im Berg ins Tal hinunterschlängeln. An der Strecke noch ein Halt bei der Schutzstation für den arktischen Fuchs. Der zeigt sich nicht, das Wetter wird ihm wohl zu warm sein, aber der Kaffee im kleinen Café, das dazu gehört, ist richtig gut und wir bekommen noch einen Tipp, wo Isländer gerne Fisch essen gehen.

Mittagszeit ist schon lange vorbei, der kleine Hunger meldet sich. Wir fahren zurück nach Isafjördur, den Restaurant-Tipp suchen, und finden diesen auch nach einigem Hin und Her – auf die Idee, dass es sich um das kleine, versteckte Museumsrestaurant handeln könnte, kommen wir erst recht spät. Das Fischbuffet ist um diese Zeit schon recht blank gegessen, aber trotzdem. Der Fisch lecker, aber am allerbesten die traditionelle Hausmannskost, ein isländisches Stew aus Klippfisch, Kartoffeln, Zwiebeln, Kraut, mit viel Pfeffer drin, in der Pfanne geschmort. Köstlich.

Um uns stehen die ältesten Gebäude des Städtchens, alle aus dem Zeitraum etwa 1730 bis 1750. Früher wurde in den Häuschen Salzfisch hergestellt; heute werden Überbleibsel aus vergangenen Jahrhunderten zum Thema Fischfang und Fischverarbeitung ausgestellt.

Weiter geht es. Wir entschließen uns, mit unserem kleinen Auto doch auf eine Schotterpiste zu gehen, die in ein Tal hinein abzweigt. Schnell steigt die Straße wieder an, hinauf in die Berge. Über uns und um uns herum die vielen Tafelberge, die wir vom Schiff aus gesehen haben. Hoch oben eine Radarstation, an höchster Stelle – wie wir nachher nachlesen, auf 638 Metern Höhe. Um uns herum noch Seen und tiefes Grün, das aber schnell wechselt in eine karge Berglandschaft, schließlich nur noch Geröll. Und in dieses Geröll hinein ist eine steile Straße planiert, die quer durch die Landschaft, oft in engen Serpentinen, nach oben führt.

Irgendwie scheint diese Straße ins Nirgendwo zu führen, so ein wenig ans Ende der Welt. Und so ist es tatsächlich. Wir glauben kaum, dass unser kleines Auto das schafft – aber wir kommen oben auf dem Bergplateau bei der Radarstation an. Straße zu Ende, vor uns steil abfallende Klippen, die gut 600 Meter direkt nach unten gehen, unter uns das Meer. Ein atemberaubender Ausblick. Blauer Himmel, um uns herum die Tafelberge mit ihren flachen Plateaus, dazwischen tief eingeschnittene Täler, viele davon einmündend in vielfach verzweigte Fjorde.

Es geht wieder zurück, auf unserer Schotterpiste. Den Berg hinunter sieht das Ganze noch steiler aus als bei der Bergfahrt. Noch ein Stopp bei einem kleinen Wasserfall, dann wieder durch lange Tunnels.

Island - Isafjördur - Hafeneinfahrt Berglandschaft

Die Sonne scheint. Unser Schiff fährt weiter in Richtung Akureyri.

Beste Grüße
Lydia Häufele und Bernd Jans

(#Island, #Isafjördur, #Natur, #Insel)

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