Wilde Gewässer, sanfte Täler

Mit der MS Amadea auf Nordland-Reise – Reisebericht 4

Angekommen in Akureyri, der nördlichsten Stadt Islands. Wir sind nur noch 100 Kilometer südlich des Polarkreises. Morgens begrüßen uns noch tiefliegende Wolken und ein wenig düsterer Himmel, aber es klart schon etwas auf, kleine Flecken blau zeigen sich am Himmel.

Vor einem Jahr waren wir schon einmal hier, waren beeindruckt von den heißen Quellen, den Erdspalten und, noch mehr beeindruckend, zu den blubbernden, nach Schwefel riechenden Erdlöchern – und waren ein wenig traurig, dass wir nicht weiter hinein in diese faszinierende Landschaft fahren konnten, weil bis auf die Hauptverbindungen fast alle Straßen Schotterpisten sind, die großteils nur mit Allrad-Fahrzeug befahren werden können und dürfen. Also haben wir uns für diesen Tag ein solches Fahrzeug geliehen.

Es geht los, in eine Gegend, die wir noch nicht kennen, direkt ins Landesinnere hinein. Die erste Strecke noch der Weg zum Gulfoss, einem der wichtigsten Ausflugsziele hier in der Gegend. Da es bei den Straßen kaum Alternativen gibt, führt auch unser Weg dorthin. Sicherlich ein sehr beeindruckender Wasserfall, eigentlich mehr eine Kombination größerer und kleinerer Wasserfälle, die durch eine enge Schlucht tosen.

Island - Akureyri - Godafoss

Hier stehen natürlich viele Busse. Wir schauen uns nur kurz um und beschließen, dorthin zu fahren, wo dieser Fluss herkommt. Es geht auf eine Schotterpiste, richtig über Land. Eine weite, meist karge Landschaft. Immer mal wieder ein Bauernhof mit einigen Wiesen und Feldern drumherum, deren Umfeld man ansieht, welche Mühe es gemacht haben muss, die Flächen nutzbar zu machen. Umrahmt sind diese landwirtschaftlichen Flächen mit steinigen, kargen Flächen, niedrigem Gestrüpp, immer mal wieder kleineren Lavahügeln dazwischen, die aussehen wir überdimensionierte Maulwurfhügel. Im Tal der Fluss, manchmal breit und flach und langsam, so dass man den Eindruck hat, ihn zu Fuß überqueren zu können, dann wieder eng und schnell fließend.

Am Anfang wundern wir uns noch, dass für diese Schotterpisten im Hochland, die ziemlich gerade laufen, eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern gilt – langsamer soll man fahren bei Regen, Glatteis und wenn Schafe in Sicht sind. An unserem Reisetag ist es trocken, und man sieht entgegenkommende Fahrzeuge schon kilometerweit voraus, wegen der enormen Staubwolken, die aufgewirbelt werden. Wir fahren noch brav 30 oder 40, wundern uns über die Geschwindigkeit der anderen (wenigen) Fahrzeuge, die sicherlich 80 oder 100 fahren – und später stellen wir fest, dass das durchaus geht. Ungewohnt, laut, staubig, aber machbar.

Noch greift unser Allrad nur manchmal. Es geht über eine schmale Brücke auf die andere Seite des Flusses. Die Straße wird schmal und holperig und ist als solche manchmal kaum erkennbar. Es kommt das Schild „nur noch Allrad-Fahrzeuge“, und wir wissen warum. Es geht weiter in die Berge hinein, aber die Landschaft ändert sich kaum noch. Nur in der Ferne Gletscher.

Umdrehen? Noch eine andere Gegend anschauen? Wir fahren noch etwas weiter – und werden mit dem schönsten Wasserfall belohnt, den wir je gesehen haben, dem Aldeyjarfoss.

Island - Akureyri - Aldeyjarfoss Granitwand-4 Lydia

Ein Naturschauspiel sondergleichen – eine Kombination aus Wasserfällen, Fluss und Stromschnellen. Aber noch beeindruckender die Felsformationen rundum, die tiefen Einschnitte in die Landschaft, die sich aus vulkanischer Aktivität und den Ausspülungen des Flusses ergeben haben.

Senkrecht stehende, zum Teil gekrümmte riesige Basaltsäulen, zum Teil aufgesetzt auf Formationen von Basalt, die ausschauen wie aneinandergereihte kleine Höhlen. Über den Säulen wilde Basaltmuster, die an Blumen erinnern, oder an ein Gesamtkunstwerk mit vielfältigsten Formen. Davor der Fluss. Einfach etwas, was man so noch nie gesehen hat. Ein Natur-Kunstwerk.

Island - Akureyri - Aldeyjarfoss Granitwand-6

Wir halten oben auf der Hochebene an und wandern auf dem schmalen, steilen Schotterpfad hinunter zum Fluss, so weit es geht. Nach jeder Biegung des kleinen Weges ein neuer Eindruck – aber der Blick bleibt vor allem haften an den unglaublichen Granitfelsen.

Es geht noch ein wenig weiter. Die kleine Straße wird immer noch abenteuerlicher – geeignet nur noch für geruhsames Fahren, damit das Fahrzeug, obwohl recht groß, nicht doch in einem der Schotterlöcher oder im Gebüsch verschwindet. Noch einmal schauen wir auf unsere Karte. Es gibt in unserer Richtung nur noch diese Straße, die in einem großen Bogen durch die Berge führt, zurück nach Akureyri. Die nächste halbe Stunde ein kleiner Test, wie schnell wir auf dieser Strecke wohl vorankommen können – Ergebnis: nur so schnell, dass wir das Schiff vielleicht noch erreichen könnten. Also Risiko. Rückweg geht schneller. Also zurück. Vorbei an „unserem“ Wasserfall und am Godafoss. Alles im kleinen Geschwindigkeitsrausch auf der Schotterpiste, man will ja noch mal etwas anderes sehen. Die Schafe sorgen dafür, dass die Bremse manchmal betätigt wird.

Auf der Island-Ringstraße geht es dann Richtung Akureyri. Aber es ist noch Zeit – also die nächste kleine Straße gesucht, und es geht ein eher liebliches Tal hinein, ein Flüsschen entlang, das in einen kleinen Fjord führt. Plötzlich wieder keine kargen Landschaften, sondern ein vielfältiges, sattes Grün überall, dahinter schroffe Berge, zum Teil mit Schnee obendrauf. Die Sonne scheint, und wir erfreuen uns schönster Landschaft.

Irgendwann kommen wir bei einem kleinen Freilicht-Museum an. Traditionelle Torfhäuser, die den Eindruck machen, als fände das Leben fast komplett untere der Erde statt. Sichtbar nur ein paar wenige Torfwände, die Torfziegel schön geschichtet, mal ein Fenster drin, und alles überdeckt von langem, sommerlich grün-braunen hohen Gras mit einigen Blumen, wie eine Hügellandschaft. Der Zugang führt um das Ensemble herum – und dann zeigt sich, dass nur die Giebelseite schmuck mit Holz verkleidet ist. Ein idyllischer Anblick, samt kleiner Holzkirche daneben.

Drinnen zeigt sich, dass tatsächlich die Hügellandschaft keine solche ist, sondern es sich vielmehr um lauter größere und kleinere Räume im Sockel aus Stein, darüber auf Torf aufgebaute Räume handelt, komplett über Gänge vernetzt. Eine einfache Steinküche, ebenso einfach die Aufenthaltsräume, die teilweise dann über einen hölzernen Boden verfügen oder mit Holz ausgekleidet sind. Die oberen Wände und die Decken sind aus Torf – im Inneren wächst manchmal Gras drauf, wenn Feuchtigkeit durch dringt. Und draußen ist alles überwuchert und zugewachsen. Eine Torflandschaft. Wahrscheinlich der beste Schutz und eine hervorragende Isolierung.

Im kleinen Cafè genießen wir noch guten Kaffee mit leckeren Waffen mit der Spezialität des Hauses, selbstgemachtem Rhabarberkompott bei freundlichstem Service – der Rhabarber wächst rund um die Häuser, anscheinend hervorragend.

Island - Akureyri - Flusstal Richtung Grenivik-3

Es geht zurück zum Schiff. Das war auf dieser Reise unser letzter Tag auf Island – wir hätten Island noch viele Tag länger genießen können. Aber es geht weiter nach Norden, Richtung Nordpol, bis nach Spitzbergen.

Island - Akureyri - Fjordeinfahrt

Wer interessiert ist an vielen anderen Natur-Schauspielen, die man um Akureyri herum erleben kann, findet unseren Bericht dazu hier – an dieser Stelle ein paar Fotos dazu.

So viel für heute und beste Grüße
Lydia Häufele und Bernd Jans

(#Island, #Akureyri, #Natur, #Insel)

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