Amsterdam – im Jordaanviertel

Flusskreuzfahrt Holland-Belgien, Bericht 1

Samstag Start in Köln, mit der MS Alina von Phoenix, bei strahlendem Sonnenschein. Den Rhein entlang geht es gen Norden. Am Fluss entlang zeigen sich lange Sandbänke. Wir haben besonderes Aprilwetter, es ist richtig warm. Jung und Alt liegen in der Sonne, Kinder spielen im Sand. Öfters wird gerillt und feiert.

Würde man die Szenerie nur in Ausschnitten betrachten könnte man behaupten, man sei irgendwo am Meer.

Leben am und auf dem Fluss – und immer wieder kleine Dörfer und Städtchen, direkt am Ufer mal ein Zelt oder gleich große Campingplätze, seltener Hausboote, auf dem Fluss Motorboote, Frachter, Containerschiffe, Flusskreuzfahrer. Unvermeidlich die vielen Industrieanlagen, typisch für den Bereich zwischen Köln und Düsseldorf.

Düsseldorf zieht vorbei, macht vom Fluss aus einen eher beschaulich-kleinstädtischen Eindruck. Als Skyline ist das, was da steht, kaum zu bezeichnen.

Auffallend sind einige Hochhäuser, recht kreativ gebaute, geschwungen-runde und ineinander verschachtelte, teilweise verspiegelte Gebäude.

Nach Düsseldorf bietet die Rheinlandschaft nicht mehr viel Abwechslung. Grüne Ufer, Sandbänke, kleine Orte.

Essenszeit auf dem Schiff, der MS Alina. Wir genießen unser erstes Abendessen im Heckrestaurant.

Am nächsten Morgen laufen wir in Amsterdam ein, vorbei am Kreuzfahrtterminal für die Hochseeschiffe. Nur ein ziemlich kleiner Hochseekreuzer ist zu sehen – wir vermuten von weitem ein Phoenix-Schiff, wundern uns aber über die falsche Farbe am Kamin, und das Logo des Anbieters scheint auch nicht zu stimmen.

Näher dran kommt uns dieses Schiff sehr bekannt vor; an Bord unseres Phoenix-Flussschiffes wird kurz auf das Hochseeschiff hingewiesen, ohne weiteren Kommentar. Näher gekommen sehen wir, dass am Bug „World Odyssey“ steht – es ist das Schiff, das jetzt im Winter für „Semester at Seas“ fährt, und im Sommer den Phoenix-Hochseegästen als „MS Deutschland“ wohl bekannt ist.

Angekommen in Amsterdam. Das Schiff liegt an einem idealen Liegeplatz, direkt beim Bahnhof. An einer der Grachten entlang, durch den Tunnel durch, und schon sind wir mitten im Jordaan-Viertel, einem ruhigeren, etwas alternativ angehauchten Quartier in der Innenstadt. Wie immer ist Amsterdam ein Erlebnis. Allein schon die alten und neuen Gebäude entlang der Grachten, dazu der blaue Himmel – mehr braucht man fast nicht, um in dieser Stadt gute Stimmung zu haben.

Wir steuern im Jordaan-Quartier zuerst das älteste Kino Amsterdams an, „The Movie“, das tatsächlich 1912 eröffnet wurde, und heute noch weitgehend im Zustand von damals erhalten ist. Wie immer wird man freundlich begrüßt, mit ein paar Informationen versorgt – und dann dürfen wir uns ganz nach Belieben überall umschauen.

Auf den Fluren und in den Aufenthaltsbereichen steht noch das Mobiliar von damals, selbst die Verkaufstheke ist so alt, allerdings mit ein paar Computerbildschirmen drauf. Die Filme, die gespielt werden, sind auf einer großen Tafel mit Kreide angeschrieben. Die drei für heutige Verhältnisse sehr kleinen Kinosäle sind rot-plüschig, mit einigen Ornamenten aus der Jugendstilzeit – einige sehen auch aus, als wären sie aus Ägypten mitgebracht; es ist ja dort die Zeit der Entdecker und Abenteurer (aber das Grab des Tutenchamun wird von Carter tatsächlich erst 10 Jahre nach Eröffnung dieses Kinos ausgegraben). Selbst der Teppichboden scheint aus der Entstehungszeit des Kinos zu sein – aber dafür ist er eigentlich zu gut erhalten. Sympathisch, die Leute hier und das Kino.

Kreuz und quer schlendern wir durch die kleinen Straßen Amsterdams, oft entlang der Grachten, und genießen einfach die Stimmung.

Den weiteren Weg entlang sind wir nicht nur begeistert über die Gebäude, sondern auch von dem, was sich drinnen zeigt – Kreativität ohne Ende, ob die bunten süßen Bollen in der Bäckerei, das ganz aus Holz gebaute Fahrrad, das glitzernde Osterhasen-Paar, Metall-Druckplatten mit Abdruck von Gebäuden, kunstvolle Fassaden und Pfeiler an neuen Gebäuden, die gut eingepasst zwischen den typischen Grachtenhäusern stehen, Läden mit unglaublich skurrilem Ramsch, Holzskulpturen und was auch immer.

Ist es mal nicht so etwas, dann überraschen zwei Kraniche, die sich zwei Autodächer für ein Sonnenbad direkt an der Straße ausgesucht haben.

Ziemlich entspannt, diese Kraniche – genauso wie die Holländer, die gemütlich direkt an der Gracht auf dem Dach ihres Hausbootes sitzen, oder auf dem Bänkchen vor ihrer Haustür, zwischen ein paar Blumenkübeln, meist Tulpen, auf einem Balkon relaxen oder sich auf einer Fensterbank irgendwo auf der oberen Etage eines Grachtenhauses sonnen.

Hier im Viertel gibt es auch viele Hofjes, einfach grüne Hinterhöfe, die von den Bewohnern der anliegenden Häuser gemeinsam genutzt werden; mal sieht man hier gedeckte Frühstückstische, mal jemanden beim Zeitungslesen, und meist auch viel Kinderspielzeug.

Holländer leben in kleinen Häusern und Wohnungen, auch in der Stadt. Vorhänge sind immer noch selten, häufiger in den Straßen, in denen sich die Touristenströme durchschieben. Einblicke und Ausblicke allenthalben. Die Treppenhäuser sind schmal und eng, sieht man, wenn mal eine Tür offen steht; alles andere würde Platz verschwenden.

Muss mal etwas Größeres ins Haus geholt werden, dann gibt es dafür an jedem Haus, ob alt oder neu, oben am Giebel einen auf die Straße hinausragenden Balken mit einem Haken dran – und dann muss nur eines der Fenster groß genug sein.

Holländer lieben anscheinend auch „Schnick-Schnack“, mit denen sie ihre Häuser liebevoll dekorieren – das zeigen nicht nur unzählige Geschäfte für allerhand geschmackvollen ebenso wie völlig geschmacklosen Kram, sondern eben auch die vielen Fenster der Wohnhäuser entlang der Straßen. Und überall in Geschäften, Cafès und Restaurants könnte man die vielfältigsten Dekorationen dokumentieren, vielfach alte „Schätzchen“, irgendwo zusammengesammelt oder tatsächlich seit alters her an diesen Plätzen.

Nicht nur die Belgier schätzen Süßigkeiten, vor allem Pralinen, auch die Holländer. Wir kommen vorbei an verschiedensten Süßwarenläden, davon einer, der selbst Bonbons herstellt, ein anderer, der aus Bonbons hergestellte Kleidungsstücke verkauft.

Nach vielen Pralinengeschäften sehen wir eines, das schönste hausgemachte Pralinen in der Auslage hat – also wenigstens mal hineinschauen. Drinnen empfängt uns nicht nur ein freundlicher junger Verkäufer, sondern ein Raum gefüllt mit intensivster angenehmer Schokoladenluft – man hat das Eindruck, beim Atmen schon Schokolade gegessen zu haben. Nicht gerade klein, die Pralinen, und wir probieren ein paar der „exotischen“, wie zum Beispiel Tamarinde, Sesam, Tee, Muskat. Unser Favorit nach der Probe: Tamarinde.

Jetzt machen wir aber erst mal eine Schoko-Pause. Im nächsten Bericht geht es weiter mit Entdeckungen in Amsterdam – in Chinatown, auf der anderen Seite der Ijssel oder auch am Abend.

(#Niederlande, #Amsterdam, #Flusskreuzfahrt)

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