Eine Flusskreuzfahrt im Winter mit der MS Andrea – Bericht 2
Start und Ziel unserer Winterkreuzfahrt mit dem Flusskreuzfahrtschiff, der MS Andrea von Phoenixreisen, ist Köln. Am späten Nachmittag geht es los. Als das Schiff dreht, ist aus der Panoramalounge heraus, hinweg über das vordere Außendeck, die Stadt in Sicht, herausragend der Dom.

Schon bald sind entlang der Strecke die Vororte von Köln und danach die Industrieanlagen entlang des Flusses in der Abenddämmerung zu sehen.

Als es noch dunkler wird, spiegelt sich die Innenbeleuchtung des Schiffes, so dass sich futuristisch anmutende Bilder ergeben.



Die MS Andrea fährt über Nacht nach Rotterdam. Draußen ist es empfindlich kalt; am Morgen sind die Ufer wie weiß gezuckert, gefrorener Tau allenthalben.

Kurz vor Rotterdam zeigt sich in Richtung Sonnenaufgang eine Morgenstimmung wie aus dem Bilderbuch. Die ersten Häuser der Stadt sind nur schemenhaft und dunkel zu sehen, dafür zeigt der Himmel ein Farbenspiel mit intensiven Blautönen, die Wolken von der Sonne so hinterleuchtet, dass sie von einem Spektrum von vielschichtigsten Orange- und Gelbtönen bis in alle möglichen Grau-Weiß-Färbungen übergehen.

Wie immer geht es im Stadteingangsbereich vorbei an den Werften und Anlegern, irgendwann an der Arche, von deren Heck aus die Giraffe wie seit Jahren auf die Szenerie rundum blickt. Die Verglasung des Balkongeländers unserer Kabine auf der MS Andrea zeigt dazu ein silbern glitzerndes Frostblumenmuster, das in Richtung Sonnenaufgang zu gold glänzend wechselt.





Angelegt wird direkt an der Innenstadt, nur wenige Meter bis zum Zentrum. Irgendwie eine unglaubliche Stadt. Selbst wenn man in kurzen Zeitabständen da ist, hat man immer den Eindruck, als würden hier Hochhäuser wie anderwo das Unkraut sprießen – und genau so wirr und vielfältig, wie Kräuter das tun. Wild durcheinander, in ungewöhnlichen Formen und Farben, die einen niedrig und breit, die anderen schmal und hoch. Dazwischen all das, was in der Stadt zuvor gewachsen ist und jetzt durch die Neubauten überformt wird.






Auf der Landzunge uns gegenüber, hinter der Erasmusbrücke, stand noch vor wenigen Jahren ziemlich einsam eines der wenigen älteren Gebäude Rotterdams, das Hotel New York, das Gebäude, in dem einst die Überseeschiffe der Holland America Line abgefertigt wurden, jetzt ein Restaurant und Hotel. Es war fast verschwunden hinter den Hochhäusern, die in den letzten Jahren in diesem Bereich entstanden. Jetzt steht auch noch für einen Tag geparkt eines der riesigen Kreuzfahrtschiffe davor, im Gegenlicht leider kaum zu erkennen, etwa 20 Etagen hoch und über dreihundert Meter lang – hinter diesem sind nunmehr nicht nur das Hotel, sondern auch die kleineren Hochhäuser versteckt, nur die wenigen höheren ragen wie überdimensionale Schornsteine über das Schiff hinaus.

Ohne besonderes Ziel zu haben gehen wir kreuz und quer durch die Stadt, vorbei am Museumshafen, der zum Maritiem Museum gehört, an den Kubushäusern und durch die Einkaufsstraßen, in das Viertel, auf das als Chinatown immer mal hingewiesen wird – aber das ist wohl längst Vergangenheit, es ist wohl eher eine Gegend im Umbruch, die längst ihren asiatischen Charme verloren hat. Hier stehen einige ältere Häuser, in denen renoviert und entkernt wird, dazwischen stylische moderne, größere Gebäude.



Natürlich geht es auch zur Markthalle, einem der Wahrzeichen Rotterdams – um festzustellen, dass das Marktleben inzwischen wieder auf den Platz und die Straßen vor der Halle ausgewandert ist, ob Fisch, Fleisch, Käse, Obst und Gemüse oder auch Bekleidung und Ramsch. Die Markthalle, in der noch von der hohen gewölbten Decke farbenprächtig und in Großformat all das prangt, was es einmal hier zu kaufen gab, ist inzwischen fast ausschließlich gefüllt mit Fast Food Ständen so ziemlich jeglicher Ausrichtung – die Welt präsent mit all dem, was als standardisiertes Fertigfutter meist aus dem Frost kommend schnell zubereitet und noch schneller gegessen werden kann.



Ziemlich stylisch sind die neuen Gebäude, die allenthalben entstehen, insbesondere rund ums Kulturviertel mit dem Theater, der Shouwburg, der Philharmonie und dem Kinozentrum, zentral dort ein moderner Platz, der allein schon wegen seiner ungewöhnlichen Beleuchtung auffällt.



Eine Straße weiter, integriert in einen der Neubaukomplexe, liegt die Paulskerk, so ziemlich einer der ungewöhnlichsten und modernsten Kirchenbauten, die man sich vorstellen kann – und zugleich eine Kirche mit einem Konzept, wie man es eigentlich von Kirchen erwartet. Vor der Tür und im Foyer stehen offensichtlich bedürftige Menschen, wie es aussieht viele Obdachlose. Wir lesen nach, dass die Paulskerk ein Zentrum ist für alle Menschen in Rotterdam und Umgebung, die ohne Hilfe nicht auskommen: Obdachlose, Süchtige, Menschen ohne gültige Aufenthaltspapiere – Ziel, die Verbesserung der Lebenssituation für diese Menschen.



Wir entdecken noch etwas anderes, in einer der Nebenstraßen – das Soffle Cafè, ein Minirestaurant, in dem es nur japanische Soffles zum Essen gibt, in allen möglichen Variationen, frisch zubereitet, mit welch Zutaten auch immer. Wir entscheiden uns für ein salziges Soffle und ein süßes Souffle. Der Teig wird für uns angerührt, in Backpfannen im offenen Bereich der Küche gebacken und dann angerichtet. Angenehm locker und leicht, was da auf dem Teller liegt, die salzige Version mit Speck und Salat eher gewöhnungsbedürftig, die süße Version eher so wie erwartet. Lecker, mächtig, nett es einmal probiert zu haben, muss man aber nicht zwingend alle Tage haben …




Ziemlich durchgefroren – es hat einige Minusgrade, die man jetzt nach einem längeren Spaziergang doch spürt – geht es zurück zum Schiff, das und zum nächsten Ziel, Antwerpen, bringen wird.

Tipps für alle, die sich weiter informieren wollen:
– Phoenixreisen und die MS Andrea
– ein Bericht über die MS Andrea
– ein Reisebericht mit Infos über Rotterdam auf http://www.traumreisezeiten.de
– Informationen über Rotterdam
– das Ark Museum
– das Hotel New York
– der Museumshafen und das Maritiem Museum
– die ungewöhnlichen Kubushäuser
– Informationen zur Markthalle
– ungewöhnlich Essen im Souffle Cafè
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