Stadtleben, Drachenboote, Tempel und wieder einmal die Vergangenheit
Vietnam- und Kambodscha-Reise,
Bericht 18
Nach Hanoi und der Halong Bucht geht es für uns zum nächsten „großen Ziel“ – in die alte Kaiserstadt Hué. Früh am Morgen fahren wir zum Flughafen; die mit etwa 600 Kilometern doch recht lange Strecke wird mit einem Inlandsflug von Vietnam Airlines überwunden. Wir sind gespannt auf all das, was uns in der traditionsreichen alten Kaiserstadt erwarten wird, die im Zentrum immer noch von einer riesigen Zitadelle dominiert wird, in der der alte Kaiserpalast samt der einst verbotenen Stadt liegt.

Aber erst einmal geht es auf Fahrt zum Flughafen, der nicht weit außerhalb der Stadt liegt. Früh am morgen wacht die Stadt langsam auf. Noch ist es nicht richtig hell geworden. Die ersten Menschen sitzen in den kleinen Restaurants entlang der Straße, auf den meist himmelblauen Hockern, und essen ihre Frühstückssuppe.





Mit den Mopeds, die unterwegs sind, geht es sicherlich zur Arbeit, für die einen ins Büro, die anderen zum Markt, immer mal wieder erkennbar auf der Zuladung auf den Gefährten. Nach kurzer Strecke kommen wir am Blumenmarkt vorbei, auf dem schon Hochbetrieb ist.



Der Flughafen von Hanoi ist überschaubar klein, modern, gerade mal vor ein paar Jahren in kurzer Zeit gebaut, die Abwicklung der Fluggäste läuft zügig. Mit sehr neuem Flugzeug geht es gen Süden, unter uns sind Reisfelder und Dörfer zu sehen, oft auch die Küste.



Ungewöhnlich bei der Anreise ist nur die Landung. Wir wussten bis dahin nicht, dass Flugzeuge auch in Art eines Flummiballes landen können – steil runter und schnell so aufsetzen, dass das Flugzeug mit einem lauten Krach von der Landebahn wieder in die Höhe springt, und das Ganze mit kleineren Sprüngen wiederholen, so lange, bis die Maschine auf der Bahn wirklich ans ausrollen kommt … Ein eigenwilliger Stil, sicherlich nicht sonderlich schonend für die Maschine und die Nerven der Passagiere, aber angekommen, das sind wir.

In Huè wechselt unser vietnamesischer Begleiter; wir werden am Flughafen abgeholt. Für uns geht es jetzt erst einmal mit dem Kleinbus vom Flughafen in Richtung Stadt; weitaus mehr Menschen lassen sich mit Rikschas transportieren, die aufgereiht an den Straßen auf Gäste warten. Unsere Fahrt vom Flughafen aus führt zunächst quer über Land, durch Reisfelder und kleine Dörfer.





Schon der erste Eindruck auf der Fahrt zeigt, dass wir uns mehr im Bereich einer Kleinstadt bewegen. Es geht durch Wohnviertel, bei denen die Häuser fast allesamt in Gärten stehen, in denen allerhand angebaut wird. Vor den Häusern wird geputzt, gewaschen, gekocht oder auch an Mopeds oder Fahrrädern gebastelt. Immer wieder sind Teiche zu sehen, quadratisch angelegt für die Fischzucht. Auf Naturteichen werden Enten gezüchtet.





Entlang der Straßen sind eher kleine Ladengeschäfte, auf den Fußgängerwegen wird Obst und Gemüse angeboten, das aus den heimischen Gärten zu stammen scheint. Jetzt in der Mittagszeit brennt die Sonne vom Himmel, und alle suchen Schatten unter großen Hüten, Schirmen, Bäumen oder Hausüberständen. Unübersehbar sind die vielen kleinen und größeren Tempel, mal einfach gehalten, dann wieder äußerst Schmuck mit Motivkacheln verziert.







Je weiter es in die Stadt hineingeht, desto größer werden die Geschäfte und farbenprächtiger die Werbung. Häufiger sind jetzt auch kleine Handwerksbetriebe zu sehen, vorwiegend solche, die mit Holz und Blech arbeiten. Auffallend modern und hergerichtet zeigen sich Kindergärten und Schulgebäude, die wir immer wieder zwischen den oft ältlichen Gebäuden entdecken.





Irgendwann überqueren wir den Sông Hương oder Hương Giang, den Fluss der Wohlgerüche, der gerne auch Parfum-Fluss genannt wird – ein Name, von dem keiner mehr so recht weiß, wo er herzuleiten ist, von den Pollen und Blüten, die im Frühjahr auf dem Wasser treiben, oder von wohlriechenden Edelhölzern, die auf dem Fluss transportiert wurden.

Zu riechen gibt es für uns am Fluss nichts, wir sehen dafür viele Drachenboote, auf denen Touristen zu den Sehenswürdigkeiten transportiert werden.

Während der Fahrt gibt es natürlich nicht nur draußen viel zu sehen. Wir erhalten auch eine erste Rundum-Information von unserem neuen Reiseleiter, weitere Informationen allgemein über Vietnam und noch mehr über die Region, in der wir uns jetzt befinden.
Wir sind ja inzwischen in Zentralvietnam angekommen. Nähme man die alten Grenzen von 1954 bis 1976, hätten wir die Grenze des früheren Nordvietnam zum damaligen Südvietnam überschritten, die etwa 100 Kilometer nördlich von Hué verlief. Damit ist auch klar, dass wir uns in einem Gebiet aufhalten, in dem der Vietnamkrieg am heftigsten tobte.


Hier in der Nähe gab es die unterirdischen Städte der Vietnamesen, oft drei Etagen tief, voll funktionsfähig, auch mit Krankenhaus. Die Tunnelsysteme dienten bei den Nordvietnamesen und den südvietnamesischen Vietcongs nicht nur den Kampfhandlungen und dem Waffennachschub, sondern waren für unzählige vietnamesische Familien Wohn- und Lebensort, während oben die amerikanischen Flieger fast pausenlos Bomben abwarfen, Giftgase wie das Entlaubungsmittel Agent Orange oder Napalm einsetzten und Bodentruppen kämpften.


Ein Gebiet, das sich für eine solche Vergangenheit erstaunlich entspannt und erholt zeigt – sieht man von all dem ab, was in diesem Krieg zerstört wurde, ob Städte, Naturlandschaften oder Kulturdenkmäler. In dieser Region heißt es diesbezüglich, dass so ziemlich alles gemeint ist – auch die Überlebenden aus der Kriegszeit, die man immer wieder entlang der Straßen sieht, und die sich irgendwie mit ihren Behinderungen arrangiert haben, ob in Musikgruppen, die am Straßenrand aufspielen, oder die mit speziellen Rikschas unterwegs sind, die auch ohne oder mit nur einem Bein zu fahren sind.

Hellhörig wird man bei den manchmal weniger entspannt klingenden Zwischentönen in den Informationen unseres vietnamesischen Begleiters bezüglich der Zerstörungen – immer wieder ein Lob auf die Stadtentwicklung in den letzten Jahren, auf wieder aufgebaute alte bedeutsame Tempel, Pagoden und Paläste, auf die Wälder, deren Bewuchs langsam wieder dichter und vielfältiger wird, und in die langsam wieder mehr Vögel zurückkehren würden, und so ähnlich.

Bevor wir den Innenstadtbereich von Hué ansteuern, bringt uns unser Bus noch zur Thien Mu Pagode, die am Parfumfluss liegt – und die nicht nur für die Region, sondern für ganz Vietnam besondere Bedeutung hat. Darüber berichten wir das nächste mal.
(#Vietnam, #Hue)